Samstag, 30. September 2023, 16 bis 17 Uhr: Josephine Langs Leben in der Familie Köstlin
Die ungewöhnliche Verbindung einer katholischen Musikerin mit einem protestantischen Juraprofessor aus einer prominenten Theologenfamilie der schwäbischen Ehrbarkeit machte in Tübingen um die Mitte des 19. Jahrhunderts schnell Furore. Und es verpflichtete geradezu zur sozialen Sichtbarkeit.
In der eher kleinbürgerlichen Universitätsstadt bildete der Haushalt Reinhold und Josephine Köstlins, zu dem bald eine stattliche Kinderschar gehörte, schon bald einen, wenn nicht den gesellschaftlichen Mittelpunkt. Künstlerische Aufgeschlossenheit und Begabung für gehobene Geselligkeit, die Josephine mitbrachte, wurden von ihrem Ehemann nicht nur unterstützt, er teilte sie auch. Der Juraprofessor war selbst künstlerisch tätig, schrieb Erzählungen und Theaterstücke und hatte in seiner Stuttgarter Familie gelernt, wie man einen Salon führt – das Hartmann-Reinbecksche Haus am Bollwerk, der Jour fixe bei Wilhelmine und August von Köstlin in der Paulinen-, später Augustenstraße gaben das Vorbild ab für eine Form der Geselligkeit, die Reinhold und Josephine nun auf Tübingen übertrugen. Wer bei ihnen ein und ausging, welches Netzwerk sie sich aufbauten, wie sie stilprägend auf die schwäbische Geistesmetropole mit der „Landesuniversität“ wirkten: Das soll in dem Vortrag des Berliner Journalisten Tilman Krause, Ur-Ur-Ur-Enkel der Wilhelmine und des August von Köstlin, der viel zum schwäbischen Kulturleben des 19. Jahrhunderts publiziert hat, skizziert und lebendig gemacht werden.
Tilman Krause ist Autor, Literaturkritiker und leitender Feuilletonredakteur der Tageszeitung „Die Welt”.
Alte Aula, Münzgasse 30
Eintritt frei