Tübinger Komponistinnenfest startet mit über 500 Beteiligten
Pressemitteilung vom 25.09.2023
Das Komponistinnenfest beginnt an diesem Freitag, 29. September 2023. An zehn Tagen bis einschließlich Sonntag, 8. Oktober 2023, wartet auf das Publikum ein vielseitiges Programm voller musikalischer Entdeckungen, darunter zahlreiche Tübinger Erst- und Uraufführungen. Im Zentrum stehen die Musik und die Lebens- und Schaffensumstände von Komponistinnen. „Wir sind sicher, dass sich das Publikum von dem reichhaltigen Programm und unserer Begeisterung für die Komponistinnen anstecken lassen wird“, sagt Bürgermeisterin Dr. Daniela Harsch.
Der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert rund um die Tübinger Lied-Komponistin Josephine Lang. Sie wird gemeinsam mit Emilie Mayer, Luise Adolpha Le Beau und Ethel Smyth vertiefend porträtiert. „Diese vier Frauen und ihre Musik waren für uns der Beginn einer spannenden Entdeckungsreise. In den fünf Jahren Vorbereitungszeit hat uns immer wieder überrascht, wie viel ihrer qualitätsvollen Musik immer noch in den Archiven schlummert und nur darauf wartet, endlich (wieder) aufgeführt zu werden“, erklärt Projektleiter Matthias Ehm vom städtischen Fachbereich Kunst und Kultur.
Fast alle Musiker_innen haben sich dafür entschieden, ihre Programme ausschließlich mit Werken von Frauen zu gestalten, obwohl dies gar keine Bedingung war. „Wir haben angeregt, Musik von Komponistinnen mit denen männlicher Zeitgenossen zu kombinieren. Aber davon hat kaum jemand Gebrauch gemacht. Der Nachholbedarf, diese wunderbare Musik endlich zu spielen und mit dem Publikum zu teilen, ist sehr hoch“, sagt die Musikwissenschaftlerin Dr. Anna Magdalena Bredenbach, die das Komponistinnenfest dramaturgisch und wissenschaftlich begleitet.
An den fast 50 Veranstaltungen sind insgesamt über 500 Personen beteiligt, darunter 400 Sänger_innen in elf Chören. Allein das Abschlusskonzert am 7. Oktober in der Tübinger Stiftskirche mit Chor- und Orchestermusik von Smyth, Le Beau und der in Bad Urach lebenden estnischen Komponistin Mari Vihmand zählt über 300 Mitwirkende. Geboten werden Konzerte in nahezu allen musikalischen Gattungen vom Klavier-Solo-Stück über Kammermusik bis hin zu groß besetzen chorsinfonischen Werken.
Zu Ehren von Josephine Lang findet ein Wettbewerb für Lied-Duos (Gesang und Klavier) statt, der – gefördert von der S-Finanzgruppe, der Kreissparkasse Tübingen und den Stadtwerken Tübingen – mit Preisgeldern und Konzerthonoraren in Höhe von 30.000 Euro dotiert ist. Beworben hatten sich 68 Lied-Duos aus über 30 Nationen. 24 davon kommen Anfang Oktober nach Tübingen, sechs von ihnen werden in einem packenden Wettbewerbsfinale am 3. Oktober aufeinandertreffen und um die Hauptpreise des Wettbewerbs ringen. „Eine Gewinnerin steht jetzt schon fest“, resümiert Wettbewerbsleiterin Daniela Debus vom städtischen Fachbereich Kunst und Kultur: „Es ist Josephine Lang selbst, deren Lieder neue, internationale Aufmerksamkeit erhalten haben.“
Weitere Höhepunkte des Komponistinnenfests sind unter anderem die Abendkonzerte mit prominenten Gästen. Dazu gehören das Duo Raphaela Gromes und Julian Riem (Cello und Klavier), die mit ihrer Komponistinnen gewidmeten CD „Femmes“ Furore machten, das Salagon-Quartett und das Adelphi Quartet (als Quintett zusammen mit dem Cellisten und SWR-New-Talent Lionel Martin) sowie die Tübinger Jazzkomponistin Rebecca Trescher, die für ihren Paris-Zyklus den deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Komposition des Jahres“ gewann. Hinzu kommt ein umfangreiches Begleitprogramm mit einem internationalen Symposium am musikwissenschaftlichen Institut der Eberhard Karls Universität Tübingen, Filmvorführungen, einer Stadtführung, einer Ausstellung in der Kulturhalle und einem abschließenden Diskussionspodium zu „Frauen im heutigen Musikbetrieb“.
In der fast täglich stattfindenden Morgenschiene treffen Musiker_innen auf Musikwissenschaftler_innen und führen in die thematischen Schwerpunkte der Konzerttage ein. Am Eröffnungswochenende kann das Publikum gleich mehrere herausragende Vorträge erleben: Als Pionierin zur Komponistinnenforschung hält Eva Rieger am 29. September einen Festvortrag. Ihr folgen am 30. September die Lang-Expert_innen Harald und Sharon Krebs sowie Tilman Krause, Feuilleton-Chef der Tageszeitung „Die Welt“ und Nachfahre der Familie Köstlin, in die Josephine Lang 1842 einheiratete.
Die Universitätsstadt Tübingen veranstaltet das Komponistinnenfest in enger Zusammenarbeit mit der Eberhard Karls Universität, der Hochschule für Kirchenmusik und dem Kantorat der Stiftskirche Tübingen. Zu den Hauptfördernden gehören die Baden-Württemberg Stiftung und die Wüstenrot Stiftung. Weitere Kooperationspartner_innen sind das Bildungszentrum und Archiv für Frauengeschichte Baden-Württembergs (baf e.V.), das Archiv „Frau und Musik“ in Frankfurt am Main und der Verein „musica femina München“. Hinter den Kulissen arbeiten rund 100 haupt- und ehrenamtliche Personen auf die Eröffnung hin.
Bei mehr als der Hälfte der Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Tickets für die kostenpflichtigen Konzerte können über Reservix und alle Reservix-Vorverkaufsstellen gebucht werden. Das vollständige Programm ist auf der Internetseite www.tuebingen.de/komponistinnen veröffentlicht. Das 160-seitige Programmbuch enthält ausführliche biografische Informationen zu den vier Komponistinnen und Begleittexte zu allen Veranstaltungen. Es kostet fünf Euro und ist beim Bürger- und Verkehrsverein, im Stadtmuseum, im Frauenbuchladen Thalestris und an den Konzertkassen aller Veranstaltungsorte erhältlich.