Mobilität in Städten
Seit 1972 widmet sich die Verkehrswissenschaft an der Technischen Universität Dresden der Ermittlung von Mobilitätskennwerten der städtischen Wohnbevölkerung durch regelmäßige Haushaltsbefragungen. Seit 2003 wird das Systems repräsentativer Verkehrsbefragungen" (SrV) alle fünf Jahre unter dem Namen „Mobilität in Städten“ durchgeführt.
Für die Vergleichbarkeit und Kontinuität der erhobenen Daten über die Zeit hinweg, wurden bestimmte Standardmerkmale der Befragungen festgelegt. Mit dem SrV gewinnt die kommunale Verkehrsplanung regelmäßig wichtige Datengrundlagen. Außerdem lassen sich so städteübergreifende Trends der Verkehrsentwicklung und ihrer Rahmenbedingungen anhand einer großen Stichprobe erforschen. Auch die Wirkung von städtebaulichen Entwicklungen und verkehrlichen Maßnahmen können hiermit überprüft werden.
Das SrV untersucht die Mobilität in all ihren Facetten, angefangen beim zu Fuß gehen und Fahrradfahren bis hin zur Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Autos. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den Verkehr der städtischen Wohnbevölkerung innerhalb des Stadtgebiets, dem sogenannten Binnenverkehr, sowie auf dem Quell- und Zielverkehr gelegt, der von der Wohnbevölkerung erzeugt wird. Diese Wege werden zusammen mit dem Durchgangs- und Außenverkehr unter dem Begriff "Alle Wege" erfasst.
Die Universitätsstadt Tübingen beteiligt sich seit 2013 an der Langzeiterhebung "Mobilität in Städten". Die Ergebnisse aus dem Jahr 2013 zeigten, dass 37 Prozent der Wege innerhalb des Stadtgebiets zu Fuß zurückgelegt, während 26 Prozent der Wege mit dem Auto bewältigt wurden. Das Fahrrad und der öffentliche Personennahverkehr machten jeweils etwa 18 Prozent der Wege aus. In den darauffolgenden fünf Jahren gewann das Fahrrad stark an Bedeutung, auch wurde die Erhebungsdauer verändert – von einer Woche im Herbst auf ein ganzes Jahr. 2018 gaben die Befragten an, 27 Prozent ihrer Wege innerhalb der Stadt mit dem Rad zurückzulegen. Der Fußverkehr blieb mit 34 Prozent weiterhin stark. Die Nutzung des Autos hingegen nahm in Tübingen ab. Dieser Trend zeichnete sich auch bei der Betrachtung der zusammengefassten Wege (Alle Wege) ab.
Auch die Länge der Wege ist für die Verkehrsplanung interessant. So legten 2018 die befragten Tübingerinnen und Tübinger im Durchschnitt 21,8 Kilometer pro Tag zurück. Sie verbrachten durchschnittlich 70,9 Minuten im Verkehr, während die mittlere Dauer eines einzelnen Weges 18,4 Minuten betrug. In den Tübinger Haushalten gab es im Durchschnitt 1,9 Fahrräder und über ein Viertel der Haushalte besaß kein eigenes Auto.
Mobilität in Städten – SrV 2023 wird in über 500 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland durchgeführt und richtet sich an Einwohnerinnen und Einwohner der jeweiligen Stadt. Die Auswahl der befragten Personen erfolgt durch ein Zufallsverfahren. Die Gesamtstichprobe umfasst mehr als 270.000 Personen. Aktuell sind die Befragungen für das SrV 2023 im Gange, doch aufgrund der beträchtlichen Menge an erhobenen Daten wird die Auswertung einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Technische Universität Dresden plant die Veröffentlichung der Ergebnisse voraussichtlich im ersten Quartal des Jahres 2025.