Die Tübinger Antwort auf die „Trabantenstadt“
Öko-Siedlung auf Waldhäuser-Ost
Die Siedlung Schafbrühl ist eine überregional viel beachtete ökologische Siedlung am Rand des Tübinger Stadtteils Waldhäuser-Ost. Sie wurde 1985 fertig gestellt und bezogen. Zeitgenössische Berichte verwenden oft den Begriff „Biosolar-Siedlung“; Photovoltaik oder Wärmepumpen waren damals allerdings noch nicht im Spiel.
Ein Zuhause für rund 350 Menschen
Die Wohnanlage (1,3 Hektar) umfasst neun Gebäude um mehrere Innenhöfe mit zusammen 110 familiengerechten Wohnungen für rund 350 Menschen. Die Baukosten betrugen 27 Millionen Mark. Architekten waren die Tübinger Joachim Eble, Gottfried Häfele, Wolfgang Oed und Burkhard Sambeth (Landschaftsplanung Christof Harms). Bauherr und Träger ist bis heute die Karlsruher Lebensversicherung.
Die Tübinger Antwort auf die „Trabantenstadt“
Es handelt sich wohl um das erste Wohnbauprojekt in Deutschland, bei dem eine ökologisch orientierte Bauweise im Mietwohnungsbau umgesetzt wurde. Es war auf jeden Fall die Tübinger Antwort auf die bis dahin gebräuchliche Siedlungsform der „Trabantenstadt“. Städtebaulich bis heute beeindruckend ist, dass diese Antwort unmittelbar neben der klassischen Trabantenstadt Waldhäuser-Ost zur Ausführung kam. Der Kontrast könnte kaum schärfer sein: Ein städtebauliches Lehrbeispiel aus dem Bilderbuch.
Wodurch zeichnet sich die Siedlung Schafbrühl aus?
Zu den wichtigsten Merkmalen der Siedlung gehören:
- Die Rückkehr zur dorfähnlichen Gestaltung mit ziegelbedeckten Giebeldächern, überschaubaren Höfen, samt Bachlauf und Teich, unversiegelte öffentliche Wege.
- Familienfreundliche Gestaltung mit großen Wohnungen, Wohnküchen, hohe Aufenthaltsqualität im Freien. Die Siedlung ist im Inneren autofrei, hat begrünte Parkdecks bzw. Carports am Rande. Die Außenanlagen verfügen über Gartenbereiche, Spielplätze, Einrichtungen zur Kleintierhaltung.
- Die Nutzung passiver Sonnenenergie durch Wintergärten und hohe Wärmedämmung, Fernwärme-Anschluss (Kraft-Wärme gekoppelt), Fußleistenheizung im Niedertemperaturbereich.
- Verwendung natürlicher, schadstofffreier Baumaterialien (Holz, Naturfarben, Kalksandstein, Ziegel, Linoleum, Kork etc.).
- Kontrolle der elektromagnetischen Felder, die Schlafzonen sind mit Netzabschaltern ausgestattet. Reduktion der Erdstrahlen.
- Eigene Kompostierung. Eine geplante Regenwasseraufbereitung kam nicht zur Ausführung.