Reaktionen auf den Schafbrühl
Auszeichnungen und Öko-Touristen
Beim Bau der Öko-Siedlung wurde fachliche Pionierarbeit auf dem Gebiet der Architektur geleistet. Es gab zahllose Veröffentlichungen in der Fachpresse und vor allem renommierte Architekturpreise. In den ersten Jahren standen die Öko-Touristen Schlange: Stadtplaner, Kommunalverwalter, Gemeinderatsdelegationen.
Der Spiegel: „Trendwende im Wohnungsbau“
Der Spiegel berichtete schon im September 1984 von der Tübinger „Bio-Siedlung“ auf dem Schafbrühl und vermutet bereits eine „Trendwende im Wohnungsbau“. Sogar im fernen Amerika bemerkte man „The Biohouse Movement in West Germany“ (Newsweek August 21 1989) und zitierte den Architekten Joachim Eble: „The Goal was to create a community so desirable that residents would not want to leave”. Auch die deutsche Fachzeitschrift „Bauwelt“ berichtete (Januar 1990) ausgiebig über die dörfliche Idylle des Schafbrühls. Das Bächle bekam allerdings keine gute Note: „Machen wir uns nix vor. Der Strom, der den Plätscherbach da unten umwälzt, kommt aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim“.
Die Mieter: gebildet, grün und anthroposophisch?
In den zurückliegenden Jahren entstanden eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten über die Öko-Siedlung. Laut einer Untersuchung von 2007 *) erfreut sich die Siedlung weiterhin einer großen Beliebtheit bei den Mietern. Letzteren wird bescheinigt, dass sie ein hohes Bildungsniveau haben, gerne grün oder links wählen, anthroposophischer Gesinnung seien und die Nähe zur Waldorfschule schätzen.
Wegweiser für die Tübinger Stadtentwicklung
Die insgesamt guten Erfahrungen mit dem Schafbrühl – so ein Fazit – machen die Siedlung „zum Ahnherren“ der Stadtentwicklung im Tübinger Süden, dessen städtebauliche Prinzipien in mancher Hinsicht vorweggenommen wurden (städtebauliche Verdichtung, hohe Wertigkeit des öffentlichen Raums, Nutzungsmischung).
*) Rüdiger Krisch, Ökologisches Bauen, Die Siedlung Schafbrühl in Tübingen, in: besser wohnen – Siedlungskonzepte im deutschen Südwesten, Tübingen 2007.