Neue Ausstellung im Stadtmuseum: Spielend glauben. Religionen im Kinderzimmer vom 22. Februar bis 22. Juni
Pressemitteilung vom 21.02.2014
Spielzeug begleitet uns durch die Kindheit, wir lernen damit die Welt kennen und erste persönliche Interessen können sich daran entwickeln. Deshalb verwundert es nicht, dass in fast allen Kulturen im Spielzeug auch religiöse Themen zu finden sind, denn so können diese spielerisch an Kinder herangeführt werden. Einige dieser Themen werden in der Ausstellung beleuchtet.
In Spielsachen finden sich verschiedene Themen der Religionen wieder: Gotteshäuser können nachgebaut, mit katholischen Kinderaltären die Messe nachgespielt werden, mit dem Brettspiel „Kosherland“ die Speiseregeln der jüdischen Kaschrut kennengelernt werden. Darum ist die Ausstellung „Spielend glauben“ auch nicht nach Religionen oder Spielzeugarten gegliedert, sondern nach religionsübergreifenden Themen wie „Schöpfung“, „religiöse Feste und Feiertage“ oder „Alltagswissen“, was Vergleiche zwischen unterschiedlichen Religionen und ihren Spielen möglich macht. Dadurch können viele Parallelen, aber auch die Unterschiede aufgezeigt werden.
Größtenteils handelt es sich um Spielzeug aus der Gegenwart, denn hier ist eine größere Religionsvielfalt zu finden, während bei den historischen Ausstellungsstücken der Fokus auf christlichem Spielzeug liegt, da sich auch Spielsachen mit religiösen Inhalten in manchen Religionen, wie beispielsweise dem Islam erst durch die Begegnung mit westlichem Spielzeug im 20. Jahrhundert entwickeln konnte. Dabei soll das Thema Spielen für die Besucher nicht nur abstrakt erfahrbar sein, sondern auch durch eigenes Spielen erlebbar: Modelle von Gotteshäusern können mit Bauklötzen selbst nachgebaut werden, oder man begibt sich mit einem christlichen Brettspiel aus den 1930er Jahren auf eine „Reise in die Ewigkeit“. Auch das Spiel mit dem Dreidel, einem Kreisel, das traditionell am jüdischen Chanukkafest stattfindet, kann selbst gespielt werden.
Am Beginn der Ausstellung steht eine Themeneinheit, die sich mit den Begriffen der Kindheit und Initiation auseinandersetzt. Denn Kindheit wird erst etwa ab Ende des 18. Jahrhunderts als Lern- und Bildungszeit angesehen und die religiöse Unterweisung findet mit Kommunions-, Konfirmations-, Bar- oder Bat-Mitzwa-Unterricht auch während der Kindheit statt und vor der Initiationsfeier zum vollwertigen Gemeindemitglied.
Manche religiösen Spielzeugkonzepte sind auch so erfolgreich, dass sie in andere Religionen übernommen werden. Einige Beispiele dazu finden sich in der Themeneinheit zu Feiertagen und Festen: der Adventskalender als Abzählhilfe der verbleibenden Tage bis Weihnachten wurde in der DDR zum „Jahreswendkalender“, der mit 31 Türchen die Tage bis Silvester abzählt und der islamische Fastenmonat Ramadan wird Kindern durch Schokolade hinter jedem Türchen versüßt.
Am Ende der Ausstellung wird zur eigenen Reflexion über Glaube und Religion eingeladen. Denn ob aus einem Kind durch religiöse Erziehung – mit oder ohne religiöses Spielzeug – schließlich auch ein gläubiges Kind und schließlich Erwachsener wird, kann nicht beantwortet werden.
Ergänzt werden die thematischen Einheiten durch Audiostationen, die in Kooperation mit dem Freien Radio „Wüste Welle“ mit und von Kindern entstanden sind und Fragen aufgreifen wie „Welche religiösen Feste kennt ihr?“, „Welche Rolle spielt der Glaube im Alltag?“ oder „Wie ist die Welt entstanden?“
Kabinettausstellung Sabine Braun „AllEinig“
In einem eigenen Ausstellungskabinett wird die 2013 entstandene Fotoserie „AllEinig“ der Stuttgarter Künstlerin Sabine Braun gezeigt. Arrangiert in die Fotografie eines Puppenstubenzimmers sind – hier in Tübingen – zehn Schlafzimmer zu sehen, die sich bei der ersten Betrachtung zum Verwechseln ähnlich sehen, auf den zweiten Blick sich jedoch, durch die in den Schlafzimmern zu findenden Objekte als Schlafzimmer gläubiger Frauen unterschiedlichsten Glaubens herausstellen. Zudem versetzt sich die Künstlerin selbst in die Rolle der gläubigen Frauen und stellt sich als Angehörige der vertretenen Glaubensrichtungen dar.
Kooperationen und Förderung
Neben der Kooperation mit dem Freien Radio Wüste Welle besteht auch eine Kooperation mit dem Diözesanmuseum Rottenburg. Es wird ab Mai 2014 die Ausstellung „Von tiefem Ernst und göttlicher Heiterkeit. Religion im Spiel“ zeigen, die sich auf katholisches Spielzeug konzentriert.
Gefördert wurde die Ausstellung zudem durch den Innovationsfond Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband.
Homepage: www.tuebingen.de/stadtmuseum
Bilder für die Berichterstattung: www.tuebingen.de/pressebilder_museum
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen