Schwarzes Schaf bekommt zweite Chance
Pressemitteilung vom 25.02.2014
Anwohner und Betreiber des Lokals in der Herrenberger Straße sprachen am Montag, 24. Februar 2014 mit der Stadtverwaltung über die Situation und trafen Vereinbarungen über das weitere Vorgehen.
Zu Beginn der abendlichen Sitzung im Interimsrathaus im Blauen Turm übergaben die Anwohnerinnen und Anwohner eine umfangreiche Dokumentation der nächtlichen Ruhestörungen im Umfeld des Schwarzen Schafes. Die zahlreichen Beschwerden richteten sich gegen lautes Schreien, Streitereien, Urinieren oder Erbrochenes in Vorgärten und Vermüllung oder Vandalismus. Eindringlich appellierten die rund 20 Nachbarn an die Verwaltung, ihnen wieder zu ermöglichen, bei Nacht zu schlafen. Einige Anwohner lassen sich anwaltlich vertreten und kritisierten, dass die Stadtverwaltung bislang nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hat, den Betrieb des Schwarzen Schafs zu untersagen. Für den Jugendgemeinderat machte Mica Fingas deutlich, dass das Schwarze Schaf für junge Leute in der Stadt eine große Rolle spielt und setzte sich für seinen Erhalt ein.
Oberbürgermeister Boris Palmer verdeutlichte die Rechtslage: Eine Diskothek oder ein Club ist in der Herrenberger Straße als allgemeinem Wohngebiet nicht zulässig. Eine Gaststätte kann hingegen nach neuer Rechtslage am Wochenende bis fünf Uhr geöffnet sein. Der Oberbürgermeister räumte ein, dass das Schwarze Schaf gegen Genehmigungsauflagen verstoßen habe und berichtete von einem Gespräch mit den Betreibern, das er am Freitag gemeinsam mit dem Leiter des Ordnungsamtes Rainer Kaltenmark geführt hatte. Die Betreiber hatten darin zugesichert, eine Reihe von Veränderungen am Betriebskonzept umzusetzen, die sicherstellen, dass das Lokal künftig im Rahmen einer gaststättenrechtlichen Genehmigung bleibt. Diese zweite Chance solle das Schwarze Schaf wegen des großen Bedarfs in der jungen Bevölkerung erhalten.
Ab sofort werden im Schwarzen Schaf auch Speisen angeboten, die Tanzfläche wird mit Tischen und Stühlen belegt, Musik wird nur noch in Hintergrundlautstärke gespielt, lediglich an zwölf Tagen im Jahr können angemeldete Tanzveranstaltungen durchgeführt werden. Die Umsetzung dieser Vereinbarung auf der Basis einer städtischen Anordnung sagten die Betreiber ausdrücklich zu.
Die Anwohner machten deutlich, dass sie sich auch davon keine hinreichende Entlastung versprechen und forderten die Stadt auf, das Schwarze Schaf an anderer Stelle unterzubringen. Der Oberbürgermeister erläuterte, dass dies überall in der Stadt auf ähnliche Schwierigkeiten stoße und jedenfalls nicht kurzfristig möglich sei. Die Stadt verfüge derzeit nur über zwei Gebäude, die grundsätzlich geeignet für einen Club sein könnten. Die Stadtverwaltung prüfe bereits, welche Investitionen damit verbunden seien und der Gemeinderat werde in Kürze zu einer Begehung eingeladen, um zu klären, ob die Objekte bereitgestellt werden sollen.
Nach einer teilweise sehr aufgeladenen und dennoch sachlichen Debatte bis weit nach 22 Uhr vereinbarten die Anwesenden, zunächst die Umsetzung der städtischen Verfügung zu beobachten und im Mai ein erneutes Treffen in gleicher Zusammensetzung anzuberaumen, bei dem die Erfahrungen mit dem veränderten Betriebskonzept ausgetauscht und möglicherweise einvernehmliche Lösungen gefunden werden können. Wegen der anstehenden Semesterferien wird das Schwarze Schaf für etwa sechs Wochen nur noch freitags und samstags öffnen. Auch die Betreiber wollen beobachten, wie sich die stark eingeschränkten Bedingungen auf ihre wirtschaftliche Kalkulation auswirken.
Oberbürgermeister Boris Palmer zeigte sich nach der Veranstaltung erleichtert, dass ein Dialog zwischen den Anwohnern und den Betreibern möglich war: „Aufgrund der Lage im allgemeinen Wohngebiet ist der Wunsch vieler junger Leute, das Schwarze Schaf solle wie bisher unverändert weiter betrieben werden, rechtlich schlicht unerfüllbar. Nur in der nun eingeschränkten Form kann es weiter bestehen. Ich hoffe, dass beide Seiten mit diesem Kompromiss vorerst leben können. Die bereits seit geraumer Zeit laufenden Bemühungen der Stadtverwaltung, andere und besser geeignete Orte für das Tübinger Nachtleben zur Verfügung zu stellen, werden wir mit großem Nachdruck vorantreiben.“
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen