Vorstellung des Projektabschlussberichts „Gute Chancen für alle Kinder“
Pressemitteilung vom 04.06.2014
Die Tübinger Familien, die von Armut betroffen sind, wünschen sich mehr bezahlbaren Wohnraum, Ermäßigungen beim Nahverkehr und bessere Informationen über Hilfsangebote in allen Lebensbereichen. Ebenso wichtig sind ihnen eine allgemeine, leicht erreichbare Sozialberatung in den Stadtteilen und ein Ausbau der Teilhabeleistungen der KinderCard im Bereich Freizeit und Kultur. Auch Nachhilfe und Schulessen sowie Hilfen für Familien an der Armutsschwelle stehen weit oben auf der Wunschliste.
Das sind die zentralen Ergebnisse der Familienbefragung im Rahmen des Projekts „Gute Chancen für alle Kinder – mit Familien aktiv gegen Kinderarmut“, das die Universitätsstadt Tübingen im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Bündnis für Familie Tübingen gestartet hat. Die Ergebnisse wurden in einem Abschlussbericht gebündelt, der am Mittwoch, 4. Juni 2014, auf einer gut besuchten Fachtagung mit Landessozialministerin Katrin Altpeter vorgestellt wurde.
Das Besondere am Tübinger Projekt: Eltern, Kinder und Jugendliche wurden direkt gefragt, was ihnen wichtig ist, welche Hilfen ankommen und woran es fehlt. Mehr als 400 Menschen haben sich beteiligt, darunter 122 ehrenamtlich oder beruflich in Vereinen und Institutionen engagierte Personen und Mitglieder des Gemeinderates, über 50 ehrenamtliche Interviewerinnen und Interviewer sowie 250 Familien. Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften Stuttgart hat die Befragung ausgewertet. Außerdem wurden nahezu alle Tübinger Institutionen und Vereine, die mit Kindern und Familien zu tun haben, im Rahmen einer Sozialraumanalyse berücksichtigt. Auf der Grundlage der Befragung und der Analyse konnten die Erscheinungsformen und Auswirkungen von Kinderarmut in Tübingen benannt, die Wirksamkeit der bestehenden Hilfestrukturen bewertet und Lösungsansätze für Verbesserungen formuliert werden.
Zu den Vorschlägen des Tübinger Abschlussberichts gehört der Aufbau einer allgemeinen Sozialberatung in den Stadtteilen, verbunden mit dem Ausbau der Stadtteil- und Familientreffs. Kindertagesstätten und Schulen sollen als Orte für die ganze Familie gestärkt werden. Die Leistungen der Tübinger KinderCard sollen ausgebaut und auch für Familien an der Armutsschwelle nutzbar werden. Lösungsansätze für bezahlbaren Wohnraum wie mehr Sozialwohnungen und eine Wohnberatung sollen vorangebracht werden. Weiterhin schlägt der Abschlussbericht vor, Patenprojekte wie LeiTa, Rock Your Life, INET und das Patenschaftsprojekt Asylzentrum abzusichern und zu erweitern, da diese die Familien gut erreichen. Das soziale Engagement von Jugendlichen soll stärker anerkannt und gefördert werden, zum Beispiel durch ein Schulfach „Sozialkompetenz“ oder durch Notenpunkte – ein Hinweis auch in Richtung des Kultusministeriums.
„Nun liegen konkrete Handlungsvorschläge für die Verbesserung der Hilfestrukturen vor. Jetzt gilt es, diese Schritt für Schritt umzusetzen. Dabei ist es wichtig, die Familien und engagierten Bürgerinnen und Bürger weiterhin zu beteiligen“, erklärt Elisabeth Stauber, die Familienbeauftragte der Universitätsstadt Tübingen. Als nächsten Schritt werden die Universitätsstadt Tübingen, das Bündnis für Familie und die LIGA der freien Wohlfahrtspflege einen Runden Tisch Kinderarmut initiieren, der im Juli 2014 seine Arbeit aufnimmt. Dafür haben sich schon viele Personen angemeldet. „Die hohe Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die an der Verbesserung der Hilfen mitwirken möchten, hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Tübingens Erster Bürgermeister Michael Lucke.
Der Abschlussbericht des Projekts „Gute Chancen für alle Kinder“ lag zur Fachtagung druckfrisch vor. Er kann auch auf der städtischen Internetseite eingesehen oder bei der Familienbeauftragten angefordert werden.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen