Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, besuchte OB Boris Palmer zu einem Informations- und Meinungsaustausch. Sachliche Diskussion zu tierexperimenteller Forschung gefordert.
Pressemitteilung vom 19.09.2014
Präsident Martin Stratmann unterrichtete Oberbürgermeister Boris Palmer am Donnerstag, 18. September 2014, ausführlich über die Ergebnisse seines zweitägigen Aufenthaltes am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Er war nach der Veröffentlichung schockierender Bilder über Affenversuche am Institut eigens angereist, um mit den Mitarbeitern und dem hinzugezogenen Experten vor Ort zu sprechen.
Die bisherige Prüfung durch das Institut und den Experten habe ergeben, dass die schweren Vorwürfe unberechtigt sind. Die Mitarbeiter des Instituts können die Szenen, die in dem Aufsehen erregenden Beitrag von Stern TV als Beweis für Tierquälerei geltend gemacht werden, plausibel erläutern, so Stratmann gegenüber Palmer. Die Max-Planck-Gesellschaft hat zu den zwei besonders diskutierten Fällen inzwischen entsprechende Hintergrundinformationen auf ihrer Website veröffentlicht.
Stratmann machte außerdem deutlich, dass der eingeschleuste Undercover-Tierversuchsgegner immer wieder die Möglichkeit gehabt habe, alleine mit den Tieren zu sein und diese in Situationen zu bringen, die ein fürsorglicher Tierpfleger niemals zulassen würde. Einige Szenen, die die Mitarbeiter des Instituts so überhaupt noch nie gesehen haben, seien für die Versuchszwecke so widersinnig, dass sich keine Begründung finden lasse, warum ein Tierpfleger so handeln sollte. In wenigen Tagen gehe der Bericht des Max-Planck-Instituts an die Aufsichtsbehörde beim Regierungspräsidium. Stratmann und Palmer waren sich einig, dass die Aufsicht allen Vorwürfen auf den Grund gehen muss: „Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch auf Aufklärung sämtlicher Vorwürfe“.
Stratmann berichtete auch, dass die Beschäftigten des Max-Planck-Instituts teilweise schwer getroffen und in Angst versetzt seien, weil sie und ihre Familien nicht nur üblen Beschimpfungen, sondern auch Einschüchterungsversuchen und sogar Morddrohungen ausgesetzt seien. Dies dürfe eine offene Gesellschaft nicht zulassen, so Palmer und Stratmann. Beide waren sich einig, dass eine Forschung zum tieferen Verständnis des Gehirns notwendig ist, um den Grundstein beispielsweise zur Therapie von Demenzerkrankungen legen zu können. Gerade das Beispiel der Parkinsonkrankheit belege, dass die in Tübingen eingesetzten Forschungstechniken in der Lage seien, Menschen zu helfen und Krankheitssymptome zu therapieren.
Palmer betonte: „Als Oberbürgermeister einer Wissenschaftsstadt sehe ich mich in besonderer Verantwortung, für den Erhalt eines rationalen und angstfreien Diskussionsklimas zu sorgen.“ Er werde daher den Attacken auf die Beschäftigten des Instituts weiterhin entschieden entgegen treten. Palmer kündigte zudem an, die Einladung anzunehmen, auf der für Samstag geplanten Demonstration der Tierversuchsgegner zu sprechen.
Als Konsequenz aus der bereits intern erfolgten Prüfung wird die Max-Planck-Gesellschaft weitere Maßnahmen zum Schutz der Versuchstiere ergreifen, die über das gesetzlich geforderte und bisher praktizierte Maß weit hinaus gehen. Palmer zeigte sich erleichtert, dass die Max-Planck-Gesellschaft trotzt der unberechtigten und in der Form inakzeptablen Angriffe die Initiative zu noch mehr Fürsorge ergreifen wird: „Jeder mitfühlende Mensch verlangt, dass alles getan wird, den Affen unnötige Leiden zu ersparen.“
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen