Aufruf: Alltagsgegenstände zum Thema Protestkultur für Ausstellung gesucht
Pressemitteilung vom 08.10.2014
Für eine Ausstellung zu Protestbewegungen in Tübingen suchen das Stadtmuseum und ein Studienprojekt Gegenstände aus privaten Haushalten. Die Objekte sollen einen Bezug zur Protestkultur in den 1970er- und 1980er-Jahren haben und im Alltag in Gebrauch gewesen sein. Gesucht werden noch eine Waschmaschine, eine Simplicol-Färbemittelpackung, Fotos vom Stricken oder von strickenden Menschen, ein Brotsäckchen aus Tübingen, ein Jutebeutel mit der Aufschrift „Jute statt Plastik“, Briefkastenaufkleber von AK Recycling, ein IBM-Composer sowie Bilder und Objekte von der Besetzung der Thiepvalkaserne (das heutige Schelling-Wohnprojekt) und dortigen Veranstaltungen. Ähnliche Objekte werden ebenfalls gern angenommen.
Wer Alltagsgegenstände aus den 1970er- und 1980er-Jahren als Leihgabe zur Verfügung stellen möchte, kann sie von Teilnehmenden des Studienprojekts begutachten lassen
am Samstag, 18. Oktober 2014, 11 bis 17 Uhr
und am Freitag, 24. Oktober 2014, 11 bis 17 Uhr
im Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Erzählungen zu den Gegenständen können vor Ort aufgezeichnet werden. Auch schriftliche Informationen sind willkommen.
Die Ausstellung im Stadtmuseum vom 5. Februar bis 5. Juli 2015 wird von einem Studienprojekt des Ludwig-Uhland-Instituts für Empirische Kulturwissenschaft vorbereitet. Sie zeigt auf, mit welchen Mitteln in den 1970er- und 1980er-Jahren politische Einstellungen im öffentlichen und privaten Raum ausgedrückt wurden. Dabei spielen die Forderungen der sozialen Bewegungen aus dem linksalternativen Milieu unter dem Motto „Das Private ist politisch“ eine große Rolle: Vom Studierenden bis zur Hausfrau wollten viele Menschen mit ihrem Handeln ihre politische Haltung ausdrücken – sei es durch das Besetzen eines Hauses, Demonstrationen oder den bewussten Verzicht auf das Auto. Hinter unscheinbaren Alltagsgegenständen stecken bis heute Geschichten des Protests, die das Studienprojekt sichtbar machen möchte. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.protestmuseumtuebingen.wordpress.com.
Objekte des Monats Oktober im Stadtmuseum
Bereits jetzt sind Gegenstände zur Protestkultur in der Straßenvitrine neben dem Eingang des Stadtmuseums zu sehen: mehrere Ausgaben des Magazins „TÜTE“, eine Bronzeplastik Ernst Blochs, eine Häkelmütze mit der Aufschrift „Protest“ und ein Bierdeckel. Die „TÜTE“ („Tübinger Termine“), ein alternatives Stadtmagazin für Tübingen und Umgebung, fungierte in den 1970er- und 1980er-Jahren als Publikationsorgan der Alternativszene. Ernst Bloch, Professor für Philosophie an der Universität Tübingen, war 1977 die Leitfigur vieler Studierender, die eine Opposition zur konservativen Universitätspolitik bildeten. Die Häkelmütze mit der Aufschrift „Protest“ aus Baumwolle ist zeitgenössisch, verkörpert aber die Do-it-yourself-Mentalität der 70er und 80er, die sich gegen Kommerz und für Nachhaltigkeit einsetzte. Der Bierdeckel des Studentenwerks der Universität Tübingen aus Pappe behandelt auf humorvolle Weise die Raumnot in Tübingen, deretwegen etliche Häuser besetzt wurden, unter anderem die Thiepvalkaserne im Jahr 1980.
Hinweis für die Medien:
Ein Bild für die Berichterstattung gibt es unter www.tuebingen.de/pressebilder_museum
www.tuebingen.de/stadtmuseum
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen