Das besondere Objekt im Stadtmuseum: Die Bohnenberger-Maschine
Pressemitteilung vom 05.06.2015
Das besondere Objekt im Juni 2015 ist die Bohnenberger-Maschine. Das kleine Kreiselinstrument hat Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger erfunden, der vor 250 Jahren geboren wurde. Sein Assistent Johann Wilhelm Gottlob Buzengeiger hat die Bohnenberger-Maschine um 1817 aus Metall, Elfenbein und Holz gebaut. Sie ist jetzt in der Außenvitrine des Stadtmuseums in der Kornhausstraße 10 ausgestellt.
Der aus Simmozheim in Württemberg stammende Theologe und leidenschaftliche Naturwissenschaftler Bohnenberger kam 1796 als Adjunkt an die Sternwarte nach Tübingen, die sich im Nordost-Turm von Schloss Hohentübingen befand. Er initiierte und leitete die württembergische Landesvermessung und ist vor allem für sein Kreiselinstrument berühmt, das die Schrägstellung der Erdachse demonstriert.
So funktioniert die Bohnenberger-Maschine: Die an den Polen abgeplattete Elfenbeinkugel verkörpert die Erde. Sie wird mit einer Seidenschnur wie ein Kreisel in schnelle Umdrehungen gebracht. Die schräge Lage der so simulierten Erdachse bleibt konstant in ihrer Relation zur Sonne. Im Jahreslauf verändern sich deshalb Tageslängen und Jahreszeiten. Beschwert man die Aufhängung der rotierenden Achse durch ein Gewicht, bewegt sie sich langsam im Kreis. Analog dazu beschreibt die Erdachse in 26.000 Jahren eine Art „Kegel“. Schon in der Antike wurde beobachtet, dass sich der eigentlich fixe Polarstern im Laufe mehrerer Jahrzehnte scheinbar verlagert.
Auf Bohnenbergers Konstruktion beruhen mehrere wissenschaftliche Instrumente. Unmittelbare Weiterentwicklungen waren 1852 Léon Foucaults Gyroskop (dieser Name wird auch für Bohnenbergers Maschine verwendet) und der Kreiselkompass zur Nord-Süd-Bestimmung. Auch der „künstliche Horizont“ in modernen Flugzeugen basiert auf derselben Technik.
Hinweis für die Medien
Ein Foto in Printqualität finden Sie unter www.tuebingen.de/pressebilder_museum.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen