Tübinger Flüchtlingsinitiative erfolgreich: Privatleute bieten der Stadt in großem Umfang Flächen für Flüchtlingswohnungen an
Pressemitteilung vom 20.08.2015
Der dringende Appell von Oberbürgermeister Boris Palmer zur Unterbringung von Flüchtlingen in privaten Gebäuden zeigt erste Erfolge. Insgesamt gingen bei der Stadtverwaltung fast 20 solcher Angebote ein. Fünf davon betrafen Gebäude in anderen Gemeinden, daher hat die Stadt diese Informationen direkt an den Landkreis weitergeleitet. Weitere fünf Angebote schieden nach erster Prüfung aus verschiedenen Gründen aus. Die verbliebenen rund zehn Objekte werden nun intensiver geprüft, teilweise hat der Oberbürgermeister sie bereits persönlich besichtigt.
Über die Lage einzelner Gebäude will die Stadtverwaltung derzeit noch nichts bekannt geben, da die Verhandlungen nicht abgeschlossen sind. Zu Art und Umfang der bisherigen Angebote sind jedoch Aussagen möglich: Alle angebotenen Objekte stehen derzeit leer. Rund 1.000 Quadratmeter sind Wohngebäude, 4.500 Quadratmeter waren gewerblich genutzt. Die Investitionskosten variieren von gering bis erheblich, die angebotenen Nutzungszeiten von rund einem Jahr bis zehn Jahre. Alle könnten schon diesen Winter zur Verfügung stehen.
Parallel zum Aufruf an private Vermieter hat die Stadtverwaltung eigene Objekte untersucht. Zwei Bauvorhaben, die für nächstes Jahr vorgesehen sind und den Abriss bestehender Gebäude erfordern, erlauben eine Zwischennutzung für den Winter. Hier können 1.500 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Ein entsprechendes Angebot wurde dem Landkreis übermittelt.
Vorbehaltlich weiterer Prüfungen stehen damit bis zu 7.000 Quadratmeter Nutzfläche für Flüchtlingsunterbringung in leer stehenden Gebäuden im Stadtgebiet zur Verfügung. Auch bei vorsichtiger Schätzung sollte das genügen, um 500 weitere Flüchtlinge unterzubringen. Zum Vergleich: Vor drei Jahren wurden Tübingen im ganzen Jahr nur wenig mehr als 100 Flüchtlinge zugewiesen.
Angesichts der neuesten Prognose der Bundesregierung von 800.000 Flüchtlingen muss Tübingen in diesem Jahr aber voraussichtlich 800 Flüchtlinge aufnehmen. Das heißt, spätestens zum Jahreswechsel wird weiterer Wohnraum benötigt. Die Stadtverwaltung wird daher systematisch die Inhaber aller leer stehenden Immobilien anschreiben und Miet- bzw. Kaufangebote unterbreiten.
Oberbürgermeister Palmer bedankt sich herzlich bei allen Eigentümerinnen und Eigentümern, die sich auf seinen Aufruf gemeldet haben: „Ich bin sehr froh, dass wir nun in großem Umfang Mietangebote für Flüchtlinge erhalten haben. Das zeigt, dass die Menschen in unserer Stadt Flüchtlingen helfen wollen und können. Die Lage bleibt aber ernst, ich bitte weiterhin alle Eigentümer leer stehender Häuser dringend, uns ein Mietangebot zu machen.“
Die Universitätsstadt Tübingen sucht leer stehende, schnell beziehbare und heizbare Wohnungen, Häuser und Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen. Die Mietverträge werden mit der Stadtverwaltung geschlossen, sodass die monatliche Zahlung gesichert ist. Wer freien Wohnraum oder freie Gebäude hat, kann diese direkt an das Büro des Tübinger Oberbürgermeisters melden, entweder per E-Mail an ob@tuebingen.de oder telefonisch unter 07071 204-1300. Die Postanschrift lautet Oberbürgermeister Boris Palmer, Friedrichstraße 21, 72072 Tübingen.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen