Erfolgreicher Umbau Zinser-Dreieck steht vor dem vorläufigen Abschluss
Pressemitteilung vom 10.09.2015
Ab Samstag, 12. September 2015, fahren die Busse erstmals ohne Umweg in beide Richtungen um das Trautwein-Eck. Pünktlich zu Schulbeginn, am Montag, 14. September, dürfen auch die Autos wieder über die Neckarbrücke fahren. Das erste Wochenende nach Abschluss der Bauarbeiten gehört den Fußgängern und Radfahrern, nur hin und wieder kommt ein Bus dazu. Damit wird für zwei Tage eine Situation erlebbar, wie sie sich in den letzten Wochen viele Passanten gewünscht haben: Ohne Baustellen und Verkehrslärm.
Drei Monate früher als geplant – nach knapp zweieinhalb Jahren Bauzeit – hat das südliche Stadtzentrum damit ein völlig neues Gesicht bekommen. Wenn Ende September die restlichen Arbeiten an den Gehwegen und an der Einmündung der Uhlandstraße fertiggestellt sind, kommt der Umbau des Zinser-Dreiecks zu einem vorläufigen Abschluss.
„Die Menschen haben Vorfahrt auf den neuen Boulevards“, lobt Oberbürgermeister Boris Palmer die neue Verkehrsführung. „Breite Fußwege laden zum Flanieren ein, die Busse kommen schneller zum Ziel und für Fahrräder verbindet die neue Fahrradstraße in der Karlstraße die Altstadt optimal mit der Steinlachunterführung in den Süden.
Ziele des Umbaus
Die geänderte Verkehrsführung (siehe Anlage) und die Neugestaltung der öffentlichen Räume sind wichtige Bausteine bei der Entwicklung des südlichen Stadtzentrums. Damit soll der Handelsstandort Tübingen insgesamt aufgewertet, das Einkaufen und Verweilen in diesem Teil der Innenstadt attraktiver werden. „Wir haben Tübingens wunderschöne Altstadt von der Mühlstraße bis zum Foyer ein attraktives Entree hinzugefügt“, sagt der Tübinger Oberbürgermeister. „Auch die Altstadt braucht ein anziehendes Umfeld, um als Besuchermagnet für Gäste aus nah und fern zu bestehen“.
Bürgerbeteiligung
Der Umgestaltung war ein langer Planungsprozess mit Bürgerbeteiligung voraus gegangen. Acht Mal hat der Runde Tisch zum Zinser-Dreieck zwischen 2011 und 2013 getagt, um sich mit den Fragen des Umbaus und der künftigen Gestaltung auseinanderzusetzen. Als Defizit im Zinser-Dreieck hatten die Teilnehmenden die schlechten Fußwege- und Radfahrverbindungen und das zu hohe Verkehrsaufkommen benannt. Außerdem bemängelten sie die schlechte Aufenthaltsqualität, fehlende Bänke und vernachlässigte Fassaden. Als Verbesserung forderten sie eine Geschwindigkeitsreduzierung, einfache Fahrbahnquerungen, besser gestaltete Plätze, eine klare Verkehrsführung und weniger Platz für Autos, dafür aber Kurzzeitparkplätze und schöne helle Pflasterbeläge und keine Bordsteine mehr. All dies und etliche weitere Ziele, die am Runden Tisch formuliert wurden, konnten in den vergangenen zweieinhalb Jahren realisiert werden.
Aufwertung
Breite Gehwege wurden geschaffen, deren Pflaster einen hellen Farbverlauf zwischen fünf Grautönen aufweisen, die Autos müssen sich in der Friedrichstraße mit je einer Fahrspur begnügen und die südliche Karlstraße bleibt den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Dort gibt es Kurzzeitparkplätze und alle Anlieger können ihre Häuser anfahren. Am Trautwein-Eck erhielt die Fahrbahn aufgrund der künftigen hohen Busbelastung eine Betondecke. Bäume und Bänke beleben das Straßenbild, Fahrradständer wurden erneuert und ergänzt sowie ein Blindenleitsystem in die Gehwege integriert. Der Kreuzungsbereich Mühlstraße/ Gartenstraße erhielt ebenfalls einen neuen Belag. Das Uhlandbad hat jetzt einen barrierefreien Zugang.
Busse kommen schneller ans Ziel
Zwischen dem Tübinger Hauptbahnhof und der Neckarbrücke verkehren die Busse rund 1.700 Mal pro Tag. Vor dem Umbau mussten sie stadtauswärts den Umweg über die Poststraße und die Friedrichstraße nehmen, jetzt können sie vom Europaplatz auf kürzestem Weg direkt zur Neckarbrücke fahren. Das spart pro Fahrt ein bis zwei Minuten Fahrzeit und entlastet das Zinser-Dreieck von einer gewaltigen Menge Verkehr. Allein in der Hauptverkehrszeit zwischen 7 und 8 Uhr am Morgen waren es 55 Busse, die früher den Umweg um das Zinser-Dreieck nehmen mussten. Pro Jahr summiert sich das auf eine viertel Millionen jetzt überflüssiger Fahrten um das Dreieck.
Kosten bleiben im Rahmen
Beim Umbau konnte nicht nur der Zeitplan eingehalten werden, auch die Kosten bleiben im vorgesehenen Rahmen. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro bekommt die Stadt 2,6 Millionen Euro an Fördermitteln: Der Umbau des Zinser-Dreiecks wird nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bezuschusst. Die Abschnitte in der Friedrichstraße und der südlichen Karlstraße werden mit Sanierungsmitteln gefördert.
Private Investitionen
Auch private Bauvorhaben profitieren vom Umbau. Durch die förmliche Einrichtung des Sanierungsgebiets „Südliches Stadtzentrum“ wurden Hausbesitzer in die Lage versetzt, Fördermittel für Sanierungsmaßnahmen zu beantragen. „Etliche Häuser im Zinser-Dreieck bekommen ein neues Gesicht und tragen jetzt zum freundlichen Gesamteindruck bei“, freut sich Oberbürgermeister Boris Palmer. Rund 640.000 Euro standen dafür bislang an Fördermitteln zur Verfügung. Sechs Bauherren haben davon profitiert, darunter beispielsweise das Modehaus Zinser.
Lange Vorgeschichte
Die neue Verkehrsführung hat eine lange Vorgeschichte. Bereits 1993 gab es Untersuchungen und Pläne, den Busverkehr im südlichen Stadtzentrum zu optimieren. Erstmals 1997 beschloss der Gemeinderat den Begegnungsverkehr am Trautwein-Eck. Es folgten weitere Planungen und zwei weitere Beschlüsse des Gemeindesrates für diese Planungen. Die Chronik der Planung im Einzelnen:
1993: Verkehrsplanerische und städtebauliche Untersuchung
1997: Überprüfung verschiedener Verkehrserschließungsvarianten und Gemeinderats-Beschluss: Begegnungsverkehr am Trautwein-Eck (Erschließungsvariante B)
1998: Städtebaulicher Realisierungswettbewerb „Neuordnung Europaplatz“ (Bestätigung der Erschließungsvariante B)
2000: Gemeinderats-Beschluss: Begegnungsverkehr am Trautwein-Eck (Erschließungsvariante B)
2001: Einreichen eines GVFG-Antrages („eingefroren“)
2007: Wiederaufnahme des GVFG-Verfahrens
2008: Expertenhearing mit anschließender Überarbeitung, Sicherheitsaudit für Trautwein-Eck Variante B, Simulation Trautwein-Eck Variante B („Stresstest“)
2008: drei Fahrversuche am Trautwein-Eck (17. Juni, 17. Juli, 16. September)
2009: Gemeinderats-Beschluss: Begegnungsverkehr am Trautwein-Eck (Erschließungsvariante B)
2010: Bewilligungsbescheid des GVFG-Antrags
2013: Simulation Verkehrsfluss Zinser-Dreieck
2013: Verkehrsmodellierung: Untersuchung der Auswirkungen der Planung Zinser-Dreieck auf das stadtweite Verkehrsnetz
Ausblick
Nach einem Jahr Pause geht es in den Sommerferien 2016 weiter: Dann wird in einem sechswöchigen Bauabschnitt die Kreuzung Poststraße/ Friedrichstraße umgebaut. Mit dem Baubeginn auf dem Europaplatz rechnet die Verwaltung bis spätestens Anfang 2018.
Anlage
Skizze der neuen Verkehrsführung
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen