Flüchtlingsunterbringung: Enge Kooperation mit Sportvereinen und Schulen
Pressemitteilung vom 11.09.2015
Gemeinsame Pressemitteilung der Universitätsstadt Tübingen und des Landkreises Tübingen
Nach aktuellen Prognosen ist damit zu rechnen, dass zwischen Oktober und Dezember 2015 monatlich bis zu 400 Flüchtlinge in den Landkreis Tübingen kommen. Da die Erstaufnahmekapazitäten im Land ausgeschöpft sind, muss der Kreis kurzfristig zusätzliche Unterkünfte schaffen. In der Kreissporthalle werden in den kommenden Monaten mindestens 250 Flüchtlinge provisorisch untergebracht. Sie finden in Tübingen ein erstes Obdach und sollen möglichst schnell in eine geeignete Unterkunft vermittelt werden. Nach dem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Rottenburg sind bereits jetzt rund 50 Flüchtlinge vorübergehend in der Kreissporthalle untergekommen. Sie sollen Ende September wieder nach Rottenburg verlegt werden.
Die Nutzung der Kreissporthalle als Flüchtlingsunterkunft hat zur Folge, dass die Halle den Tübinger Sportvereinen, den beruflichen Schulen des Landkreises und weiteren Nutzergruppen im Schuljahr 2015/2016 voraussichtlich nicht zur Verfügung steht. Für die Vereine fallen insgesamt 116 Nutzungsstunden pro Woche weg. Die beruflichen Schulen müssen auf rund 200 Schulstunden in der Kreissporthalle verzichten. Für weitere Nutzergruppen wie die Volkshochschule und mehrere Betriebssportgruppen fallen insgesamt 30 Stunden weg.
Stadt und Kreis arbeiten mit Hochdruck daran, Ersatzräume insbesondere für den Sportunterricht der beruflichen Schulen und den Trainingsbetrieb der Vereine zu organisieren. In den vergangenen Tagen haben die Verwaltungen die betroffenen Vereine, den Stadtverband für Sport und alle Tübinger Schulen über die Situation informiert und verschiedene Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Für alle Wettkampf- und Spieltermine der Vereine konnten bereits Ausweichquartiere gefunden werden. Für die abiturrelevanten Sportstunden der beruflichen Schulen wurden ebenfalls weitestgehend Alternativen gefunden, und viele Vereinszeiten konnten umorganisiert werden.
„Die Situation ist für uns alle nicht einfach. Wir freuen uns, dass die Tübinger Sportvereine sehr großes Verständnis zeigen“, sagt Dr. Christine Arbogast, Erste Bürgermeisterin der Universitätsstadt Tübingen. „Die Vereine sind zu Kompromissen und schnellen pragmatischen Lösungen bereit. Ihnen gilt unser ausdrücklicher Dank“, sagt Werner Walz, Geschäftsbereichsleiter für Zentrale Verwaltung, Finanzen und Betriebe des Landkreises.
Folgende Sportvereine in Tübingen müssen auf die Nutzung der Kreissporthalle verzichten: TV Derendingen, TSG Tübingen, Spielgemeinschaft Tübingen, TSV Lustnau, SV 03 Tübingen, CVJM Tübingen, CVJM Hagelloch, CVJM Derendingen und SG Kilchberg. Alle betroffenen Vereine haben Verständnis für die Situation gezeigt. Rochaden innerhalb der Belegungszeiten und Kooperationen der Vereine machen es möglich, dass den Sportlerinnen und Sportlern Ersatz-Trainingszeiten in anderen Hallen zur Verfügung stehen.
Auf diese Weise wurde für rund 90 der insgesamt 116 Nutzungsstunden der Vereine eine Lösung gefunden. Ein Teil der 30 Stunden der weiteren Nutzergruppen konnte in Eigeninitiative verlegt werden. Damit zumindest für die hallengebundenen Sportarten noch einige Ersatzzeiten organisiert werden können, muss für nicht-hallengebundene Sportarten wie Fußball oder Baseball der Trainingsbetrieb im Winter stark eingeschränkt werden.
Die Stadtverwaltung, der Landkreis und der Stadtverband für Sport appellieren an die Solidarität und Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten. Die Sportvereine wurden gebeten, zu prüfen, ob sie Nutzungszeiten durch interne Kooperationen freimachen können. Dies kann beispielsweise durch die Abgabe eines Hallendrittels oder durch das Zusammenlegen verschiedener kleinerer Gruppen erfolgen. Einige Tübinger Sportvereine wie der SV 03 Tübingen, der SV Pfrondorf, der SV Bühl, der SV Weilheim und der TSV Hirschau sind bereits beispielhaft vorangegangen und haben Zeiten freigegeben.
Auch das Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen hat Kooperationsbereitschaft, insbesondere für Wochenendbelegungen, zugesagt. Zusätzlich hat die Stadtverwaltung die Nachbargemeinden angeschrieben und um Unterstützung gebeten.
Die Schulleitungen der städtischen Schulen und der beruflichen Schulen haben bei einem gemeinsamen Termin mit Stadt und Kreis ebenfalls ihre Solidarität und Kompromissbereitschaft signalisiert. Die städtischen Schulen sind kaum von der Schließung der Kreissporthalle betroffen. Sie sind bereit, bei den Nutzungszeiten ihrer Hallen zu kooperieren und pragmatische Lösungen zu finden, damit der Schulsport der beruflichen Schulen zumindest in eingeschränktem Maße stattfinden kann.
Ob die Kreissporthalle im Schuljahr 2016/2017 wieder zur Verfügung steht, ist noch offen. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen fällt voraussichtlich im Frühjahr 2016.
Wer den Flüchtlingen helfen möchte, die derzeit in der Kreissporthalle untergebracht sind, sollte sich beim Landratsamt unter der Telefonnummer 07071 207-2003 melden. Weitere Hinweise für Hilfsmöglichkeiten finden sich auf den Internetseiten des Landkreises (www.kreis-tuebingen.de) und der Stadt (www.tuebingen.de/fluechtlinge).
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen