Schläge im Namen des Herrn: SPIEGEL-Journalist Peter Wensierski zu Gast im Stadtmuseum am 2. Oktober
Pressemitteilung vom 28.09.2015
Anlässlich der aktuellen Sonderausstellung „Menschen(s)kinder!“ ist Peter Wensierski zu Gast im Stadtmuseum. Der SPIEGEL-Journalist spricht über das Thema Heimerziehung in der Bundesrepublik in den 1950er- und 1960er-Jahren. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Freitag, 2. Oktober 2015, 18 Uhr,
im Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10.
Peter Wensierski liest Auszüge aus seinem Buch „Schläge im Namen des Herrn“ (2006) vor. Ergänzend dazu zeigt er Ausschnitte aus seinem Fernsehfilm „Und alle haben geschwiegen“ (2012) und anderen Dokumentarfilmen. Im Anschluss daran gibt es Gelegenheit zur Diskussion. Der Eintritt kostet zwei Euro.
Fürsorge- und Heimerziehung war in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg noch weitgehend von militärisch-repressiven Strukturen durchzogen. Sie diente oft dazu, von der Norm abweichende Kinder und Jugendliche „in Linie“ zu bringen. Enge Hosen, die falsche Musik oder Familiensituationen mit einem allein erziehenden Elternteil konnten für das Jugendamt hinreichende Gründe sein, einzuschreiten. Die Erzieher, meist Ordensschwestern und -brüder, unterzogen ihre Schützlinge einer äußerst strengen Zucht. Viele blieben bis ins Erwachsenenalter traumatisiert, beschämt und waren erst Jahrzehnte später in der Lage, über ihre Erlebnisse zu reden.
Peter Wensierski, 1954 in Heiligenhaus geboren, recherchiert seit vielen Jahren zum Thema Heimerziehung in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Seine Recherchen trugen unter anderem zur Gründung des „Runden Tisches Heimerziehung“ bei, der sich um Entschädigungen und Entschuldigungen für erlittenes Unrecht in deutschen Kinderheimen bemüht hat. Für sein Engagement wurde Peter Wensierski mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Die Ausstellung „Menschen(s)kinder! Vom Rettungshaus zur Kinder- und Jugendhilfe“ ist noch bis Sonntag, 4. Oktober 2015, im Stadtmuseum Tübingen zu sehen. Sie beleuchtet die 175-jährige Entwicklung der Sophienpflege.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen