Anschlussunterbringung für Flüchtlinge in Tübingen
Pressemitteilung vom 15.12.2015
An rund 30 Standorten in Tübingen soll in den kommenden Jahren zusätzlicher Wohnraum für bis zu 2.000 Menschen entstehen, deren Asylverfahren abgeschlossen ist. Für diese sogenannte Anschlussunterbringung setzt die Universitätsstadt auf nachhaltige Lösungen. Nach den Vorstellungen der Verwaltung wird der Gemeinderat im Februar 2016 einen Grundsatzbeschluss über die ausgewählten Standorte fassen. Schon im März 2016 könnten dann die Aufstellungsbeschlüsse für die notwendigen Bebauungspläne gefasst werden.
„Wir wollen für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner Tübingens keine Container auf der grünen Wiese“, erklärt Oberbürgermeister Boris Palmer. „Wir schaffen Wohnraum, der später auch für Studierende, soziales Wohnen, Klinikpersonal oder andere Bevölkerungsgruppen genutzt werden kann.“
Derzeit arbeitet die Stadtverwaltung mit Hochdruck an den Planungsgrundlagen für den neuen Wohnraum. Entstehen sollen gemischt genutzte Räume in der Stadt. „Wir wünschen uns Baumodelle in unterschiedliche Trägerschaft“, betont Baubürgermeister Cord Soehlke. Er legt Wert darauf, dass der Wohnraum schnell realisierbar und möglichst nachhaltig nutzbar ist. Dabei hofft er auf eine Mischung von Bauträgern, Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und private Bauherren. „Für jeden Standort muss es eine maßgeschneiderte Lösung geben, die sich in das Umfeld einfügt und eine gelingende Interaktion mit den Nachbarn zulässt“, so Soehlke.
Entstehen soll kostengünstiger Wohnraum mit Mieten zwischen sieben und neun Euro pro Quadratmeter. Um Zeit zu sparen, kann sich der Baubürgermeister gerade zu Beginn eine Modulbauweise vorstellen, während mittel- bis langfristig einer massiven Bauweise der Vorzug zu geben ist. Nur in Ausnahmefällen möchte die Stadt temporäre Bauten zulassen und das auch nur, falls diese später an anderen Standorten wiederverwendet werden können.
Die Standortwahl zielt darauf ab, eine Kombination mit anderen Nutzungen zu erreichen. „Idealerweise werden die Neubauten in Wohngebiete integriert“, sagt der Baubürgermeister. „Standorte sind aber auch in Mischgebieten oder am Rande vorhandener Quartiere denkbar.“ Um dies zu realisieren, setzt sich die Stadtverwaltung für schnelle und einfache Verfahren im Planungsrecht ein. So werden zum Teil Ausnahmen und nachträgliche Modifikationen im Baurecht erforderlich.
Bei der Realisierung rechnet die Stadt mit einem Baukosten-Zuschuss von 25 Prozent durch das Landesförderprogramm zum Flüchtlingswohnen. Zu den Risiken, welche die Entwicklung verzögern könnten, gehört auch die Tatsache, dass nicht alle in Frage kommenden Flächen im Eigentum der Stadt sind.
Damit die Integration der Flüchtlinge gut gelingt, erarbeitet die Verwaltung Konzepte für Wohn- und Betreuungsstandards. „Wir stocken die Personalstellen für Sozial- und Wohnraumbetreuung auf“, erklärt die Erste Bürgermeisterin Dr. Christine Arbogast. „Auch planen wir, einigen Menschen mit Fluchterfahrung Arbeitsmöglichkeiten in der Stadtverwaltung zu bieten. Das bedeutet zusätzlichen Betreuungsaufwand, für den wir jetzt Kapazitäten schaffen. Schließlich geht es hierbei nicht um reguläre Arbeitsplätze, sondern um die Möglichkeit, das Arbeitsleben kennenzulernen.“
Weitere Schwerpunkte sind die Unterstützung der Sprachförderung des Landkreises, Maßnahmen zur Ausbildung und Arbeit sowie die Vernetzung der Akteure und der Engagierten. Auch müssen Plätze in den Kitas und in der Schulkindbetreuung geschaffen werden. „Der Ausbau unserer Angebote soll auch anderen Bedürftigen zugutekommen“, sagt Dr. Christine Arbogast. „Ähnlich wie beim neu zu schaffenden Wohnraum setzen wir auf Synergie und sind überzeugt, dass die gelungene Integration von Menschen, die aus der Not heraus zu uns flüchten, auch denen viele Vorteile bringt, die schon lange in Deutschland wohnen.“
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen