Gedenktafel für Musikerin Josephine Lang wurde enthüllt
Pressemitteilung vom 21.01.2016
Eine Gedenktafel am einstigen Wohnhaus von Josephine Lang (1815-1880) in der Rümelinstraße 27 erinnert ab sofort an die Tübinger Komponistin und Sängerin. „Josephine Lang verdanken wir ein kleines, aber feines Oeuvre von rund 300 romantischen Liedern. Mit der Gedenktafel wollen wir die Erinnerung an eine lange Zeit zu Unrecht vergessene Künstlerin wachhalten“, sagte Dr. Christine Arbogast, Erste Bürgermeisterin der Universitätsstadt Tübingen, bei der Enthüllung der Tafel am 21. Januar 2016. Die Kosten trägt die Stadt gemeinsam mit dem Universitätsbund, einer Fördergesellschaft der Universität.
Josephine Lang wuchs in München auf und galt schon früh als musikalisches Wunderkind. Mit fünf Jahren begann sie mit dem Komponieren, mit elf Jahren trat sie als Klaviersolistin in der Münchner Gesellschaft auf. 1830 wurde sie als Fünfzehnjährige von Felix Mendelssohn entdeckt. Er bewunderte ihre „Gabe, Lieder zu komponieren, und zu singen, wie ich nie etwas gehört habe, es ist die vollkommenste musikalische Freude“.
Durch die Heirat mit dem Rechtsgelehrten und Dichter Reinhold Köstlin (1813-1856) kam Josephine Lang 1842 nach Tübingen. Hier ließ das Paar 1843 die klassizistische Villa Köstlin errichten. Der neue Familiensitz lag damals noch abseits der Stadt und galt den Zeitgenossen als „reizendes Tusculum… in einer stillen Gegend“, wie es Langs Sohn Heinrich Adolf Köstlin in einer Biografie über seine Mutter schrieb. In dem denkmalgeschützten Gebäude ist heute das Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen untergebracht.
Das „liebliche Landhaus“ wurde bald zum Zentrum des musikalischen Schaffens Josephine Langs. Allerdings wurde ihr das Komponieren zunehmend durch die häuslichen Pflichten erschwert: Ihre sechs Kinder waren überwiegend kränklich und brauchten besondere Fürsorge. Außerdem erkrankte auch ihr Ehemann und starb bereits nach 14 Ehejahren 1856. Auf sich alleine gestellt musste Josephine Lang die kärglichen Familieneinkünfte durch Klavier- und Gesangsunterricht aufzubessern. Zu ihren Schülern gehörte unter anderem der spätere König Wilhelm II. von Württemberg.
Josephine Lang hinterließ etwa 300 romantische Lieder. Dabei handelt es sich zumeist um Vertonungen von Texten bedeutender Schriftsteller wie Goethe, Heine, Rückert und Kerner, später auch von Gedichten ihres Ehemanns Reinhold Köstlin. Langs Lieder wurden bei bekannten Musikverlagen veröffentlicht, zeitgenössische Musiker wie Mendelssohn, Schumann und Brahms schätzten ihre Kompositionen.
Nach ihrem Tod geriet die Tübinger Musikerin in Vergessenheit. Erst in jüngster Zeit hat man sich – zunächst in Kanada und in den USA – wieder mit der Musik Josephine Langs beschäftigt. Auch in Tübingen wurde die Künstlerin in den letzten Jahren mehrfach geehrt: So fand anlässlich ihres 200. Geburtstages im Jahr 2015 eine Gedenkveranstaltung an ihrem Grab auf dem Stadtfriedhof statt. Außerdem gab das Musikwissenschaftliche Institut ein Konzert mit ihren Liedern. Die Universitätsstadt Tübingen hat im neuen Stadtviertel „Alte Weberei“ eine Straße nach der Komponistin benannt.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen