Hohe städtebauliche Auszeichnung für Tübingen
Pressemitteilung vom 19.02.2016
Der Flächenrecyclingpreis des Landes Baden-Württemberg geht zum zweiten Mal nach Tübingen: Für die Umwandlung der Egeria-Industriebrache in Lustnau in das Stadtquartier „Alte Weberei“ wurde die Universitätsstadt mit dem Flächenrecyclingpreis des Landes ausgezeichnet. Baubürgermeister Cord Soehlke und Projektentwickler Uwe Wulfrath haben den Preis am 19. Februar 2016 von Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur, entgegengenommen.
„Der Preis würdigt die erfolgreiche Arbeit, die wir gemeinsam mit vielen Partnern für die städtebauliche Entwicklung in der Alten Weberei geleistet haben. Dadurch ist es uns gelungen, ein neues Zuhause für rund 700 Menschen – darunter viele Familien – zu schaffen“, sagt Baubürgermeister Cord Soehlke. Bei der Planung und Umsetzung hat die Universitätsstadt Tübingen eng mit unterschiedlichen Fachleuten zusammengearbeitet: So stammte der städtebauliche Entwurf für die Alte Weberei vom Tübinger Architektenbüro Hähnig und Gemmeke. Für das Altlastenkonzept und die Bodensanierung war die Stuttgarter CDM Smith Consult GmbH verantwortlich, für die Freiraum- und Landschaftsplanung der Landschaftsarchitekt Stefan Fromm aus Dettenhausen. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner erstellte das Hochwasserschutzkonzept.
In ihrer Begründung lobt die Jury des Flächenrecyclingpreises die Umwandlung der Alten Weberei folgendermaßen: „Das Projekt zeigt das gesamte Spektrum an Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um aus einer sehr problematischen Industriebrache ein attraktives Stadtquartier zu machen. Über die ohnehin komplexe Projektentwicklung hinaus werden intelligente Lösungen für die schwierige Dekontamination der Fabrikflächen und aufgefüllten Flussarme sowie für den Gewässer- und Hochwasserschutz gefunden. Den Verantwortlichen gelingt aber nicht nur das. Auf der Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs entsteht ein starkes Stück Stadt. Die Grundstücke werden zu Festpreisen meist an Baugemeinschaften verkauft, die mit Nutzungsmischung und architektonischer Qualität bauliche Vielfalt und Atmosphäre bieten. Die sanierten Bestandsbauten zeugen von der alten Fabrik und stärken den besonderen Quartierscharakter. Der maßstäbliche Städtebau schafft differenzierte Raumfolgen und Grünräume.“
Die Frottierweberei Egeria hatte ihre Produktion in Lustnau im Jahr 2003 eingestellt. 2008 erwarb die städtische Grundstücksentwicklungsgesellschaft WIT das Gelände für den Städtebau. Die Erschließungsarbeiten starteten im Herbst 2011, im Sommer 2012 haben die privaten Baugemeinschaften und Einzelbauherren mit dem Bau begonnen. Im Laufe des Jahres 2014 sind die meisten Häuser im rund 4,5 Hektar großen Viertel bezogen worden. Das zentrale Altgebäude in der Quartiersmitte blieb erhalten und wurde renoviert.
Der Flächenrecyclingpreis des Landes würdigt die gelungene Revitalisierung nicht mehr genutzter und mit Schadstoffen belasteter Industrieflächen. Er war bereits 2006 war nach Tübingen gegangen – damals wurde die Universitätsstadt für das Französische Viertel ausgezeichnet. Der Preis wird vom Altlastenforum Baden-Württemberg e.V., der Architektenkammer Baden-Württemberg, dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, dem Städte-, Gemeinde- und Landkreistag Baden-Württemberg sowie der Sparkassenfinanzgruppe Baden-Württemberg ausgelobt. In diesem Jahr gab es 31 Bewerbungen. Bewertungskriterien waren unter anderem ökologische und städtebauliche Aspekte, der Umgang mit Altlasten, die baukulturelle Qualität, Bürgerbeteiligung sowie die Organisation und Finanzierung der Projekte.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen