Neuzugänge in der Sammlung des Stadtmuseums Tübingen
Pressemitteilung vom 19.04.2016
Das Stadtmuseum Tübingen hat in den letzten Monaten seine Sammlung um wichtige Stücke ergänzt.
Tübinger Handwerkskunst: Schraubkannen aus Zinn
Beim Auktionshaus Nagel ersteigerte das Stadtmuseum zwei Zinngefäße aus dem 18. Jahrhundert. Durch die Gravuren lassen sie sich eindeutig als Gebrauchsgegenstände verschiedener Tübinger Gewerke des 18. Jahrhunderts einordnen. Auch die Herstellung in Tübingen lässt sich nachweisen. Das Zinngeschirr galt als „Silber des kleinen Mannes“, der Gebrauch von Zinnflaschen ähnelt sehr den heutigen Trinkflaschen: Es sind mobile Tragegefäße mit Henkel und Schraubverschluss.
„Die Gefäße ergänzen die Sammlung des Stadtmuseums in idealer Weise und dokumentieren die Handwerkstradition Tübingens“, sagt Wiebke Ratzeburg, Leiterin des Tübinger Stadtmuseums. Erstanden wurden die beiden Stücke zu günstigen Preisen, da Zinn gerade bei Sammlern außer Mode ist. Eine gravierte Schraubkanne der Zimmerleute und Steinmetze von 1771 konnte für 250 Euro erworben werden, den Ankauf unterstützte der Freundeskreis des Stadtmuseums. Eine Weingärtner-Schraubflasche von 1784 wurde ebenfalls für 250 Euro ersteigert, hier beteiligen sich die Tübinger Weingärtner an den Kosten.
„Unser Stadtmuseum präsentiert eine äußerst facettenreiche Sammlung Tübinger Kunstwerke“, sagt Tübingens Erste Bürgermeisterin Dr. Christine Arbogast. „Die Neuerwerbungen runden das Bild unserer Stadt über die Jahrhunderte hinweg auf ideale Weise ab.“
Zurück im Museum: Skulpturen von Richard Knecht
Nach über 40 Jahren sind die Skulpturen des Tübinger Bildhauers Richard Knecht wieder in der Sammlung des Stadtmuseums im Theodor-Haering-Haus vereint. Anlässlich der Renovierungsarbeiten in der Kunsthalle Tübingen wurden die dort verwahrten Skulpturen des Bildhauers Richard Knecht nun in das Depot des Stadtmuseums überführt.
Der in Tübingen geborene Richard Knecht (1887 bis 1966) etablierte sich bereits vor dem NS-Regime als Bildhauer. Er schuf Skulpturen und Bildnisbüsten im naturalistischen Stil Rodins des späten 19. Jahrhunderts. Im Nationalsozialismus machte er in München als Professor und Auftragskünstler Karriere mit Werken im Sinne der NS-Kunstdoktrin. Richard Knecht ordnete sich mit seinem Können den jeweiligen politisch-ästhetischen Vorstellungen seiner Zeit unter. Seine Werke dokumentieren die Geschichte konservativer Kunstvorstellungen in Deutschland vor und während der NS-Zeit.
Zum Sammlungskonvolut des Stadtmuseums gehören nun vier Skulpturen, darunter ein Torso von 1914 und eine Niobe von 1915. Unter den 15 Portraitköpfen befinden sich einer von Robert Bosch aus dem Jahr 1929 sowie zahlreiche Porträts von Künstlerkollegen und zwei grafische Selbstporträts. Insgesamt handelt es sich um 19 Skulpturen und Büsten, die sich jetzt in der Sammlung des Stadtmuseums befinden. Bei der Zusammenführung der Werke stellte sich heraus, dass es in diesem Konvolut den Verlust einer Skulptur („Badende“ von 1914) zu verzeichnen gibt. Der Verbleib dieser Skulptur lässt sich nach über 40 Jahren nicht mehr klären.
Ölgemälde des Malers Heinrich Genter
Heinrich Genter (1854 bis 1915) war ausgebildeter Xylograph und Absolvent der Kunstschule Stuttgart. Ab 1885 war er Universitätszeichners an der Universität Tübingen und gab in dieser Funktion auch Kurse am Zeicheninstitut. Sein Oeuvre umfasst Ölbilder sowie ein großes Konvolut an Zeichnungen: Porträts, Landschafts- und Genrebilder. In der Sammlung des Stadtmuseums befanden sich bislang ausschließlich Motive aus der Tübinger Altstadt. Mit dem Ankauf eines Ölgemäldes konnte die Lücke der beeindruckenden Porträtbildnisse Genters geschlossen werden.
Dietmute Zlomke: Apotheke – Das Zurückgelegte (2015)
Die Tübinger Künstlerin Dietmute Zlomke (1961 bis 2015) war nicht nur bildende Künstlerin und Performerin, sondern trat auch als Tänzerin und Schauspielerin auf. Dabei lag ihr die enge Verknüpfung von Texten mit ihren Kunstwerken am Herzen. In der Arbeit „Apotheke – Das Zurückgelegte“ von 2015 ist die biografische Situation und das künstlerische Denken der schwer erkrankten und kurz danach verstorbenen Tübinger Künstlerin zusammengefasst.
Fotos für Ihre Berichterstattung finden Sie in unserem Presse-Download: www.tuebingen.de/pressebilder_museum
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen