Medientipp des Monats August: Ayda, Bär und Hase
Pressemitteilung vom 01.08.2016
Jeden Monat empfiehlt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Stadtbücherei Tübingen einen ganz persönlichen Lieblingstitel, der entliehen werden kann. Der Medientipp wird auf der Internetseite der Stadtbücherei präsentiert. Dort können auch die Tipps der letzten 24 Monate angesehen werden. Der Medientipp im August 2016 kommt von Kristine Wernicke, Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung der Stadtbücherei. Sie stellt das Kinderbuch „Ayda, Bär und Hase“ von Navid Kermani vor:
Der deutsch-iranische Islamwissenschaftler und liberale Moslem Navid Kermani hat nicht nur Bestseller für Erwachsene geschrieben („Ungläubiges Staunen“), sondern auch ein sehr lesenswertes Kinderbuch, das autobiografische Züge trägt. Er selbst lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern, von denen eine Ayda heißt, im Kölner Multikulti-Viertel Eigelstein.
„Einen gab‘s, den andern nicht, niemand gab‘s außer Gott. Eine Ayda gab‘s, die lebte in Köln-Eigelstein” – so beginnen, in Anlehnung an das islamische Glaubensbekenntnis, die Kapitel dieses Buches. Ayda ist ein kleines schwarzhaariges Mädchen, das sich manchmal einsam fühlt. Die Eltern leben schon lange in Deutschland, aber sie kommen beide aus dem Iran. Bâbâ, der Vater, ist Fan vom 1. FC Köln und hat es oft schwer, weil sein Verein meist verliert. Zu Hause wird Deutsch und Persisch gesprochen, wir Leser lernen einige persische Wörter wie „Schab be cheyr! – Gute Nacht!“ Einmal im Jahr fährt die Familie nach Spanien ins Haus von Oma und Opa, wo sich die Verwandten treffen, die verstreut in Amerika, in Deutschland und im Iran leben. Dort kann Ayda mit ihren vielen Cousins und Cousinen spielen.
Doch zu Hause im Kölner Kindergarten hat sie leider keine Freunde. Vor lauter Kummer fährt Ayda eines Tages ganz allein mit ihrem Fahrrad am Rhein entlang – und dort passiert etwas Wunderbares: Ayda trifft auf einen Hasen und einen Bären, die fortan ihre Freunde sind. Sie begleiten Ayda durch das wuselige Viertel Eigelstein und verursachen dort einen lustigen Aufruhr. Sie kommen mit in den Kindergarten, sie gehen mit in den Zirkus, und – was für ein Glück! – sie dürfen sogar mit nach Spanien fahren, in einem extra geliehenen Campingwagen. Als Ayda nach den Ferien in die Schule kommt, verteidigen Hase und Bär sie auch gegen eine Horde gemeiner Jungen. Ayda findet das Leben wieder schön: „Bis zum Himmel, so schön!“
Besonders schön an diesem Buch ist die Mischung aus kölnischem Lokalkolorit und iranisch-deutschem Familienleben. Und schön sind auch Aydas Gespräche mit ihrem Bâbâ über das Glück. Bâbâ vertritt die Auffassung, dass man das Glück nur dann richtig spürt, wenn man es nicht jeden Tag erlebt. Ayda sieht das anders: „Ich glaube, das ist Quatsch, was du da sagst“, seufzt Ayda. „Wie gut, dass du so genau Bescheid weißt“, sagt Bâbâ… Das Buch ist auch zum Vorlesen geeignet für Kinder ab sechs Jahren.
Angaben zum Buch
Kermani, Navid: Ayda, Bär und Hase
Picus Verlag, Wien, 2006, 155 Seiten
Standort in der Stadtbücherei: 4.1 Kerm/Miteinander Leben
www.tuebingen.de/stadtbuecherei
Pressestelle der Universitätstadt Tübingen