Ein starker Partner für Kinderchancen
Pressemitteilung vom 16.12.2024
Das Tübinger Bündnis für Familien wird für seinen ganzheitlichen Ansatz ausgezeichnet, insbesondere für seine innovativen Ansätze gegen Kinderarmut und soziale Stigmatisierung.
Das Tübinger Bündnis für Familien hat einen ganzheitlichen Ansatz gegen Kinderarmut und für Familien mit geringem Einkommen entwickelt. Der Ansatz besteht aus konkreten Leistungen für Familien, es geht aber auch darum, das Thema Kinderarmut in den öffentlichen Diskurs zu bringen sowie soziale Stigmatisierung und psychische Folgen von Armut zu adressieren. Für diese besondere Arbeit wird das Bündnis vom Bundesfamilienministerium als Bündnis des Monats Dezember ausgezeichnet.
Ein Bündnis für Tübingen
Das Bündnis besteht seit 2006, 2008 hat die Stadt die Stelle der Familienbeauftragten geschaffen und mit dem Familienbündnis vereint. Die Familienbeauftragte ist auch gleichzeitig die Geschäftsführung des Bündnisses. Über die Jahre sind aus dem Bündnis mit dem Schwerpunkt Kinderarmut zudem die Bereiche Tübinger Ansprechpersonen gegen Kinderarmut (TAPs) und KreisBonusCard Junior mit jeweils einer Koordinationsstelle im Team der Familienbeauftragten entstanden. Dadurch ist das Thema Familienfreundlichkeit in der Verwaltung der Stadt immer präsent. Die drei Mitarbeiterinnen sorgen dafür, dass die Bedürfnisse von Familien, insbesondere von solchen mit geringem Einkommen, in Gemeinderat und Verwaltung stets gehört und mitbedacht werden.
Schwerpunkt Armutsbekämpfung und Unterstützung für Familien: „Wir machen uns stark für gute Chancen für alle Kinder“
Kernthema des Bündnisses für Familien in Tübingen ist die Bekämpfung von Armutsfolgen durch die Unterstützung von Familien mit geringem Einkommen. Denn obwohl Tübingen und seine Umgebung eine der wohlhabenderen Regionen Deutschlands sind, wächst auch hier jedes siebte Kind armutsgefährdet auf. Das Bündnis hat daher alle Akteure, die in diesem Themenbereich unterwegs sind, zusammengeholt und vier wichtige Projekte angestoßen:
- Runder Tisch Kinderarmut
- KreisBonusCard Junior – eine Rabattkarte für Familien mit geringem Einkommen
- Rübinger Ansprechpersonen für Kinderarmut und Kinderchancen (TAPs)
- Arbeitskreis Seelische Gesundheit
Mit allen Partnern gemeinsam – Runder Tisch Kinderarmut
2012 führte das Tübinger Bündnis eine Familienbefragung durch. Es wollte herausarbeiten, welche Themen die Stadt angehen sollte, um Familien zu unterstützen. Die Handlungsvorschläge waren so überzeugend und gleichzeitig so komplex, dass das Bündnis gemeinsam mit der Liga der freien Wohlfahrtspflege und über 60 Institutionen den Runden Tisch Kinderarmut gründete. Aktuell ist es dessen Ziel, Familien noch besser über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren und regelhaft Armutsbetroffene einzubeziehen.
KreisBonusCard Junior – konkrete Unterstützung
Eine der Handlungsempfehlungen aus der Befragung war, die komplizierten Hilfsstrukturen zu bündeln und wichtige Angebote für Kinder, z. B. ÖPNV-Nutzung, Schwimmbäder und Kursangebote, zu reduzierten Preisen anzubieten. Das Erfolgsrezept: eine Bonuskarte, die alle, die gesetzliche Sozialleistungen erhalten, nutzen können. Damit lassen sich viele Leistungen in der Kommune vergünstigt nutzen. Manche Angebote sind auch ganz umsonst, wie zum Beispiel Schwimmkurse im Projekt „Schwimmen für alle Kinder“. Carolin Löffler freut es besonders, dass viele Vereine und private Träger mitmachen und den Kartenbesitzer*innen ebenfalls Vergünstigungen anbieten.
Öffentlich wirksam werden zu dem Thema Kinderarmut
„Alles, was wir tun, ist auch Öffentlichkeitsarbeit für das Thema. Viele Leute hier denken: Kinderarmut, das gibt es in Tübingen doch gar nicht. Da müssen wir erst mal ein Bewusstsein schaffen“, sagt Carolin Löffler. Die Gesellschaft für das Thema Kinderarmut zu sensibilisieren sei daher wichtiger Teil aller Veranstaltungen. Diesem und weiteren Zielen hat sich auch das Programm Tübinger Ansprechpersonen für Kinderarmut und Kinderchancen (TAPs) verschrieben. Das sind über 300 Personen, die mit Kindern oder Familien zu tun haben (Kitapersonal, Sozialarbeitende, Schulkindbetreuung, Beratende, …). Sie werden geschult, um Familien mit wenig Geld niedrigschwellig über Unterstützungsangebote informieren zu können
Armut: Soziale Ausgrenzung und seelische Gesundheit
Das jüngste Projekt des Bündnisses, der Arbeitskreis Seelische Gesundheit, setzt an einer weiteren Stelle an. Hier geht es um die Wechselwirkungen zwischen Armut, sozialer Ausgrenzung und seelischer Gesundheit. So bedeutet Armut nicht nur eine hohe Belastung für die psychische Gesundheit, auch der umgekehrte Weg ist möglich: Viele Familien rutschen durch psychische Schwierigkeiten in die Armut. Carolin Löffler: „Wir freuen uns besonders, dass wir auch die seelische Gesundheit von armutsgefährdeten Familien in den Fokus nehmen können, denn Armut bedeutet täglichen Stress, Ausgrenzung und große Herausforderungen.“ Die Beschäftigung mit dem Thema konnte dank einer Förderung durch das Sozialministerium Baden-Württemberg angestoßen werden.
Projekte für das kommende Jahr
Für das kommende Jahr plant das Bündnis:
- Familien stärker über die sozialen Medien zu erreichen,
- seine Angebote für benachteiligte Jugendliche auszubauen und
- Betroffene beim Runden Tisch Kinderarmut stärker einzubeziehen.