Brand und Todesfall in der Biesingerstraße
Pressemitteilung vom 20.03.2017
In der Biesingerstraße in Tübingen kam es heute Morgen zu einem Brand und einem Todesfall. Als der Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort eintrafen, um eine angekündigte Räumung zu vollstrecken, brannte es im Gebäude. Der Mann, den die Räumung betraf, gab vom Balkon im ersten Stock einen Schuss auf den Mitarbeiter des Ordnungsamtes ab, der ihn aber glücklicherweise nicht verletzte. Anschließend stürzte der 69-Jährige vom Balkon und verletzte sich so schwer, dass er trotz Wiederbelebungsversuchen noch am Unglücksort verstarb.
Die sofort alarmierte Feuerwehr war wenige Minuten später vor Ort. Das Gebäude stand bereits komplett in Flammen, sodass ein Betreten nicht mehr möglich war. Die Löscharbeiten werden vermutlich noch den ganzen Nachmittag andauern. Da das Gebäude inzwischen einsturzgefährdet ist, wird es nach dem Löschen des Brandes polizeilich gesichert.
Dem Verunglückten drohte die Zwangsräumung, da er seit etlichen Jahren unberechtigter Weise in den Büroräumen der Universität wohnte. Die Universität hatte seit 2012 mit mehreren Räumungsklagen die Zwangsräumung angestrebt, da das Gebäude zu Bürozwecken diente und nicht als Wohnung vermietet war. Die Stadt hatte dem Mann mehrfach eine gut ausgestattete Wohnung angeboten, in die er mit Hilfe der Stadtverwaltung übersiedeln sollte. Da er dieses wie auch andere vorgehende Angebote ausschlug, hatte das Gericht die vollstreckbare Zwangsräumung angeordnet.
„Wir sind erschüttert vom tragischen Ausgang“, sagt die Erste Bürgermeisterin Dr. Christine Arbogast. „Es ist auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwer auszuhalten, wenn die Hilfe nicht angenommen wird. Sie haben in diesem – wie in vielen anderen Fällen – sehr gute Arbeit geleistet. Dennoch konnten sie das tragische Ende nicht verhindern.“
In Tübingen werden pro Jahr rund 40 Zwangsräumungen angekündigt, von denen rund zehn auch wirklich durchgeführt werden. In den anderen Fällen gelingt es, mit Hilfe der Sozialberatung die Zwangsräumung abzuwenden. Dafür hat die Stadt seit 2009 eine eigene Stelle eingerichtet. Diese berät mit dem Ziel, fristlose Kündigungen und Räumungsklagen und insbesondere Zwangsräumungen zu verhindern. Auch in diesem Fall hatte es viele Beratungsgespräche und Hilfsangebote gegeben.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen