„Was damals Recht war…“: Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht – Ausstellungseröffnung am 3. Mai
Pressemitteilung vom 26.04.2017
Deserteure und Kriegsdienstverweigerer galten im Nationalsozialismus als „Wehrkraftzersetzer“, die mit dem Tode bestraft wurden. Als eine der wenigen Städte in Deutschland erinnert Tübingen mit dem „Platz des Unbekannten Deserteurs“ an diese Opfergruppe der NS-Militärjustiz, die im öffentlichen Bewusstsein wenig verankert ist.
Aus diesem Grund hat die Stiftung „Denkmal der ermordeten Juden Europas“ Tübingen ausgewählt für eine Wanderausstellung, die sich diesen Opfern der NS-Justiz zuwendet. Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Begleitprogramm (siehe Anlage). Dafür zeichnen die Universitätsstadt Tübingen, das Landratsamt Tübingen und das Landgericht Tübingen zusammen mit der Juristischen Gesellschaft verantwortlich. Die Kooperationspartner laden alle Interessierten herzlich ein zur Ausstellungseröffnung mit Guido Wolf MdL, Minister der Justiz und für Europa,
am Mittwoch, 3. Mai 2017, 18.30 Uhr,
im Landratsamt, Glashalle, Wilhelm-Keil-Straße 50.
Grußworte halten der Justizminister sowie Landrat Joachim Walter und Oberbürgermeister Boris Palmer. Anschließend führt Dr. Ulrich Baumann, stellvertretender Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, in das Thema ein.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Biografien einzelner Betroffener. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Informationen über Militärrichter, ihr Handeln im System und ihre Karriere nach 1945. Abschließend nimmt die Ausstellung die lange Debatte über die Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer der NS-Militärjustiz in den Blickpunkt.
Im umfangreichen Begleitprogramm wird beleuchtet, welche Rolle die Wehrmachtsjustiz in Stadt und Landkreis gespielt hat. So geht es bei einem Vortrag des Historikers und ehemaligen Tagblatt-Redakteurs Hans-Joachim Lang um die standrechtlichen Erschießungen von Deserteuren kurz vor Kriegende hinter der Hindenburgkaserne. Prof. Jan Thiessen berichtet im Schwurgerichtssaal des Landgerichts über die Entnazifizierung des Wirtschaftsrechts. Anhand von Akten des Bundesjustizministeriums zeigt er, wie die Belastungen des Rechts negiert wurden und zumeist ohne Folgen für die Betroffenen blieben. Bei einem erinnerungskulturellen Diskurs diskutieren Expertinnen und Experten über die Formen des Erinnerns. Jugendguides des Landratsamtes bieten Führungen durch die Ausstellung an (Buchung per E-Mail an kreisarchiv@kreis-tuebingen.de).
Die Ausstellung ist vom 3. Mai bis zum 23. Juni 2017 in der Glashalle des Landratsamts montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr zu sehen.
Anlage
Begleitprogramm zur Ausstellung
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen
Pressestelle des Landkreises Tübingen