83 Brunnen fließen in Tübingen
Pressemitteilung vom 26.07.2017
83 öffentliche Brunnen gibt es in Tübingen. 68 von ihnen – die sogenannten Laufwasserbrunnen – speisen sich aus 42 stadteigenen Quellen. Sie dienten in den früheren Jahrhunderten häufig als einzige Wasserversorgung für die Bevölkerung. Weitere elf Brunnen sind an das städtische Trinkwassernetz angeschlossen, zwei davon, nämlich der Brunnen am Sternplatz und die Trinkwasserstelle bei der Panzerhalle, haben Trinkwasserqualität. Über eine Umwälzanlage sprudelt das Wasser in vier weiteren Brunnen. Ein Team von zwei Kollegen der städtischen Fachabteilung Straßen und Grün überwacht und wartet die Brunnenanlagen.
Im Frühjahr und im Herbst sind zwei Mitarbeiter einer Fremdfirma unter der Leitung von Hans-Jürgen Schnaidt jeweils zwei bis drei Wochen damit beschäftigt, die Brunnenstuben zu reinigen und die Brunnen an- beziehungsweise wieder abzustellen. Auch in den übrigen Monaten gibt es jede Menge zu tun: Leitungen und Schieber müssen erneuert werden, wozu auch schon mal Straßen aufgegraben werden müssen, wie jüngst in der Haußerstraße oder im kommenden Jahr im Bereich der Mensa Wilhelmstraße. Alle zwei Tage werden die Brunnen kontrolliert. An einigen Standorten haben ehrenamtliche Brunnenpaten diese Aufgabe übernommen. Wenn sie Störungen beobachten, melden sie diese an die Fachabteilung. Die beiden Trinkbrunnen sind so eingestellt, dass sie sich selbstständig spülen. Dennoch sind auch sie mit dem Hinweis „kein Trinkwasser“ versehen. Der Grund: Keiner der Brunnen wird regelmäßig auf eine mögliche Keimbelastung überwacht.
Im Stadtgebiet gibt es 15 Brunnenstuben. Hier wird das Wasser gesammelt und an die 68 Laufbrunnen verteilt. Eine dieser Brunnenstuben ist der Lützelbrunnen, ein 50 Meter langer Stollen unter dem Österberg. Er wurde 1522 erstmals urkundlich erwähnt und 2008 letztmals saniert. Noch heute speist die untere Brunnenstube den Brunnen am Synagogenplatz. Die zwei oberhalb liegenden Quellen versorgten früher den Brunnen vor der Neckarmüllerei. Das Quellwasser galt als das beste in der Stadt. Weitere Brunnenstuben befinden sich am Winkelrain, im Helmling östlich von Schwärzloch, am Österberg oder in der Weiherhalde.
„Unsere längste Leitung ist 1.800 Meter lang und führt vom Gewann Helmling unterhalb des Burgholzweges zum Schloss“, erklärt Albert Füger, Leiter des Fachbereichs Tiefbau. Aus dieser Leitung speist sich der Brunnen im Tübinger Schlosshof und ein Brunnen in der Neckarhalde. „Die meisten Brunnenleitungen verlaufen unter öffentlichen Straßen und Plätzen – das vereinfacht die Instandhaltung“, erläutert er. Die Kosten belaufen sich auf rund 40.000 Euro pro Jahr. Dieser verhältnismäßig geringe Betrag verdankt sich dem hohen Anteil eigener Quellen – das Wasser in den Laufbrunnen kostet keine Gebühr. Auch der laufende Unterhalt kostet nichts, da das Wasser aus den höhergelegenen Brunnenstuben und -fassungen über eine Druckleitung in die Brunnen fließt. Früher bestanden die Rohrleitungen aus aufgebohrten Holzstämmen. Sie heißen Teuchel oder Deichel und sind teilweise noch unter den Straßen erhalten. Teile eines Deichels können im Stadtmuseum besichtigt werden. Der Deichelweg in Lustnau weist darauf hin, dass hier eine Brunnenleitung vom östlichen Österberg zum Brunnen an der Ecke Hohlweg/Dorfstraße verläuft.
Doch auch von Problemen berichten die Brunnenfachleute. „Durch den Wegfall landwirtschaftlicher Flächen nimmt die Ergiebigkeit einiger Brunnen ab“, erklärt Hans-Jürgen Schnaidt. Er hat beobachtet, dass aufgrund der geringen Niederschläge 2016 und 2017 einige Quellen fast trockengefallen sind, sodass die Schüttung der Brunnen gedrosselt werden musste. Auch größere Bauvorhaben oder Erdwärmebohrungen können zu Veränderungen beim Grundwasser führen. Betroffen waren unter anderem einige Brunnen in Pfrondorf, Lustnau und Derendingen sowie die Marktbrunnen. Für Ersatz sorgen beispielsweise in Pfrondorf und im Wilhelm-Schussen-Weg Drainageleitungen, die die Brunnen ersatzweise versorgen.
„Wir fühlen uns dem historischen Erbe der Laufwasserbrunnen verpflichtet“, sagt Albert Füger. „Sie garantieren eine rudimentäre Wasserversorgung, selbst wenn alle anderen Leitungen versagen würden.“
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen