Auszeichnungen für drei verdiente Bürger
Pressemitteilung vom 12.01.2018
Oberbürgermeister Boris Palmer überreicht beim städtischen Neujahrsempfang am 12. Januar 2018 drei Auszeichnungen. Auf Beschluss des Gemeinderates bekommen Andreas Feldtkeller und Gerhard Bialas die Hölderlin-Plakette. Eine weitere Ehrung – die Uhland-Plakette – geht an Dr. med. Alexander Marmé.
Andreas Feldtkeller war maßgeblich beteiligt an der Tübinger Altstadtsanierung in den 1970er und 1980er Jahren sowie an der Konzeption und Planung der Tübinger Südstadtentwicklung in den 1990er Jahren. Durch sein Wirken hat er die Stadtentwicklung und Quartiersgestaltung in Tübingen bis heute richtungweisend geprägt. Andreas Feldtkeller forderte schon früh eine Rückbesinnung auf die Qualitäten der europäischen Stadt. Sein Ziel war die lebendige Stadt mit einer kleinteiligen Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten, mit kurzen Wegen, großzügigen öffentlichen Räumen und vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten. Dies ist ihm mit der Sanierung der Tübinger Altstadt und mit der Konzeption der neuen Quartiere in hervorragender Weise gelungen: Die Mischung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen in jeder Straße und in jedem Haus belebt die Quartiere und schafft jene Urbanität, wegen der Menschen in die Städte ziehen.
Andreas Feldtkeller, Jahrgang 1932, studierte Architektur in Berlin und Stuttgart. Er arbeitete bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, später in London und in einer regionalen Planungsgemeinschaft. Von 1969 bis 1997 arbeitete er bei der Universitätsstadt Tübingen, wo er ab 1972 das Stadtsanierungsamt leitete.
Gerhard Bialas gilt heute vielen als Urgestein der Tübinger Kommunalpolitik, als Wegbereiter für alternative, ökologische oder friedensbewegte Lösungsansätze. Das schützte ihn als DKP-Mitglied nicht vor der langjährigen Überwachung durch den Verfassungsschutz. Bialas wurde 1975 erstmals in den Tübinger Gemeinderat gewählt, in dem er bis 2005 zunächst die DKP und später die Tübinger Linke vertrat. Zusätzlich engagierte er sich in vielen Bürgerinitiativen. Er war in der Friedensbewegung aktiv und engagierte sich für militärische Abrüstung. Im Gemeinderat stand er für soziale Themen und Belange des Umweltschutzes ein. Seine Arbeit in und außerhalb der Gremien führte vielfach zum Umdenken in der Kommunalpolitik: Markante, geschichtsträchtige Gebäude wie der Schimpf oder das Schwabenhaus blieben erhalten und wurden renoviert. Die Weststadt wurde verkehrsberuhigt und rund um die Tübinger Altstadt keine Stadtautobahn gebaut. Stattdessen sammelte er Unterschriften für die Wiedereröffnung der Ammertalbahn. Sein Augenmerk galt schon früh der NS-Vergangenheit. So forderte er die würdige Erhaltung des Gräberfeldes X auf dem Stadtfriedhof als Mahn- und Gedenkstätte. Außerdem setzte er sich für eine Gedenkstätte ein, die an das Schicksal der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge beim ehemaligen Außenlager Hailfingen/Tailfingen erinnern sollte. Als einer der ganz wenigen war er schon in den 1980er Jahren im Gemeinderat dafür, den Platz der ehemaligen Synagoge nicht wieder zu bebauen.
Gerhard Bialas, Jahrgang 1931, wurde in seiner Jugend geprägt durch den Krieg und die Vertreibung aus Schlesien. In Forchheim machte er eine Gärtnerlehre und fand 1951 eine Anstellung als Landschaftsgärtner in Tübingen. Über viele Jahre gehörte er dem Personalrat der Universität an und war zudem Mitglied im Kreistag.
Dr. med. Alexander Marmé, Jahrgang 1968, ist Gynäkologe und Palliativmediziner. Gemeinsam mit anderen engagiert er sich für die Gründung eines stationären Hospizes. Deshalb hat er den Verein „Ein Hospiz für Tübingen“ mitgegründet und war dessen erster Vorsitzender. Ihm ist es wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen ihre letzte Lebensphase nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten können. Frei von den Sachzwängen des Medizinsystems soll dort jeder Gast mit seiner einzigartigen Persönlichkeit im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig soll das Tübinger Hospiz aber auch ein Ort werden, an dem sich Angehörige wahrgenommen und unterstützt fühlen.
Über die Auszeichnungen
Die Hölderlin-Plakette zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich über einen langen Zeitraum für die Universitätsstadt Tübingen und ihre Einwohnerinnen und Einwohner herausragend engagiert haben. Über die Verleihung entscheidet der Gemeinderat. Insgesamt sollen nicht mehr als 25 lebende Personen die Hölderlin-Plakette besitzen. Bialas und Feldtkeller sind die ersten Träger.
Die Uhland-Plakette zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich in besonderer Weise für die Universitätsstadt Tübingen und ihre Einwohnerinnen und Einwohner engagiert haben. Dies können auch herausragende Einzelleistungen sein. Über die Verleihung entscheidet der Oberbürgermeister. Insgesamt sollen nicht mehr als 50 lebende Personen die Plakette besitzen. Die erste neue Uhland-Plakette erhielt 2017 Sigrid Kochendörfer, die Gründerin des Vereins „Hilfe für kranke Kinder“.
Die Verleihung der Auszeichnungen wurde 2016 neu geregelt und die Plaketten wurden vom Bildhauer Ralf Ehmann neu gestaltet. Mit einer früheren Hölderlin-Plakette hatte die Universitätsstadt Tübingen von 1957 bis 2011 insgesamt 27 Personen ausgezeichnet – vorrangig für besondere Verdienste im kulturellen Bereich. Über die Verleihung entschied zunächst der Gemeinderat, später der Oberbürgermeister. Die frühere Version der Uhland-Plakette erhielten zwölf Personen für ihre besonderen Verdienste zwischen 1976 bis 2014.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen