Objekt des Monats im Stadtmuseum: Gruppenfoto vom 1. Mai 1933
Pressemitteilung vom 02.05.2018
Das Stadtmuseum zeigt im Mai 2018 in seiner Außenvitrine ein Gruppenfoto der Angestellten der Tübinger Stuhlfabrik Schäfer vom 1. Mai 1933. Sie posieren gut gekleidet, zwei Mitarbeiter tragen ihre NSDAP-Uniformen. Auf der Rückseite des Fotos notierte der Firmenchef Eugen Schäfer: „zur Erinnerung an den 1. Mai 1933 Heil Hitler Eug. Schäfer“. Die Nationalsozialisten hatten den 1. Mai 1933 als „Tag der nationalen Arbeit“ zum gesetzlichen Feiertag gemacht und instrumentalisiert.
Die nationalsozialistische Führung machte sich unmittelbar nach ihrem Regierungsantritt daran, Demokratie und Vielfalt in allen gesellschaftlichen Bereichen und Organisationen abzuschaffen. Zur Gleichschaltung gehörte auch die Zerschlagung der Gewerkschaften. Bei den Betriebswahlen im März 1933 wurde den Machthabern klar, dass die bisherigen Einschüchterungsversuche auf die Gewerkschaften keine großen Auswirkungen hatten. Durch die bewusste Einführung des lang gewünschten Feiertags für die Arbeiter konnten die Nationalsozialisten ihren Plan der Gleichschaltung durchsetzen. Bereits am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaftshäuser besetzt und führende Funktionäre in Schutzhaft genommen.
Die Stuhlfabrik Schäfer wurde von Friedrich Schäfer gegründet und ging mit dem sogenannten Tübinger Stuhl 1900 in Serienproduktion. Die Ware wurde im ganzen Kaiserreich verkauft. Nach jahrelangen Erfolgen musste die Firma 1973 Konkurs anmelden. Beim klassischen Tübinger Stuhl wurden die Sitzfläche aus Latten zusammengeleimt und die Stuhlbeine schräg angebracht, dadurch gewann der Stuhl seine legendäre Stabilität.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen