OB Boris Palmer ehrt Anne Frommann mit der Uhland-Plakette
Pressemitteilung vom 06.07.2018
Oberbürgermeister Boris Palmer hat die Tübingerin Dr. Anne Frommann mit der Uhland-Plakette ausgezeichnet. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir heute die Pionierin der Sozialpädagogik, für die immer die Menschlichkeit im Mittelpunkt stand, ehren können“, sagte Palmer bei der Übergabe am Freitag, 6. Juli 2018. Neben der Geehrten sprachen bei der Feierstunde im Tübinger Rathaus auch ihre Wegbegleiter Gertrud Scheuberth und Professor Dr. Hans Gängler.
Anne Frommann, geboren 1927 in Zittau in der Oberlausitz, studierte Psychologie, Musikwissenschaften und Philosophie in Berlin und Freiburg. Schon vor ihrer Promotion 1955 setzte sie sich dafür ein, die Zustände in Kinderheimen und die Ausbildung von Erzieherinnen zu verbessern. Dabei bewegte sie von Anfang an die Frage, wie jeder Einzelne seinen Platz in der Gesellschaft finden kann und welche Hilfestellungen dafür nötig sind. Im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg baute sie ein heruntergekommenes kirchliches Heim zu einer Modelleinrichtung mit familienähnlichen Gruppen statt der damals herkömmlichen Kasernierung aus.
1971 kam Anne Frommann mit ihren vier Kindern nach Tübingen. Am Institut für Erziehungswissenschaften hat sie die Sozialpädagogik als damals bundesweit ersten Diplom-Studiengang aufgebaut und maßgeblich geprägt: Das neue Fach hatte überregional schnell einen glänzenden Ruf und großen reformerischen Einfluss auf die Sozialverwaltungen in der Bundesrepublik. In den acht Jahren, in denen Anne Frommann Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft für Heimerziehung war, wuchs diese zu einem bedeutenden Fachverband der Jugendhilfe heran.
Darüber hinaus setzt sich Anne Frommann schon lange für den Frieden in der Welt ein. Sie engagiert sich in der Gruppe „Seniorinnen und Senioren für den Frieden“, die sich 1986 anlässlich der Blockade in Mutlangen gründete, um sich der atomaren Bedrohung in den Weg zu stellen. Seit 1988 ist Frommann im „Wohnpark im Schönbuch e.V.“ aktiv, der als solidarische Gemeinschaft eine Alternative zu klassischen Formen von betreutem Wohnen und Altenpflege bietet. Anne Frommann, die eng mit Ernst und Karola Bloch sowie Martin Bonhoeffer befreundet war, lebt bis heute in Tübingen und hat mittlerweile sieben Enkelkinder.
Mit der Uhland-Plakette ehrt der Oberbürgermeister Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise für die Universitätsstadt Tübingen und ihre Einwohnerinnen und Einwohner engagiert haben. Insgesamt sollen nicht mehr als 50 lebende Personen die Plakette besitzen. Anne Frommann ist die dritte Trägerin der Auszeichnung, die in dieser Form seit 2017 verliehen wird.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen