Neue Sonderausstellung im Tübinger Stadtmuseum: 200 Jahre Landesvermessung
Pressemitteilung vom 09.11.2018
In Tübingen begann vor 200 Jahren die erstmalige amtliche Erfassung von Grund und Boden in Württemberg. Mit der wissenschaftlichen Leitung war der Theologe, Astronom, Physiker und Geodät Professor von Bohnenberger betraut. Er legte die Tübinger Sternwarte als Nullpunkt der württembergischen Landesvermessung fest. Zum Jubiläum dieses Ereignisses zeigt das Stadtmuseum die Sonderausstellung „200 Jahre Landesvermessung“. Dafür wurde der Raum mit Bezug auf die Messmethode Bohnenbergers trianguliert, also in zwei Dreiecke geteilt.
Der erste Bereich ist eine Wechselausstellung des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg. Diese informiert über die Entwicklungen des Vermessungswesens in den vergangenen zwei Jahrhunderten und präsentiert die geodätischen Betätigungsfelder in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Speziell für Tübingen hat das Stadtmuseum zusammen mit dem städtischen Fachbereich Vermessung und Geoinformation einen zweiten Bereich eingerichtet: Hier kann man die Leistung Bohnenbergers und die Entwicklung der Tübinger Stadtpläne nachvollziehen. Außerdem sind historische und aktuelle Instrumente der Landvermesser zu sehen.
Landesvermessung als grundlegende staatliche Aufgabe
Vor 200 Jahren wurde der Grundstein für verlässliche Eigentumsgrenzen und eine einheitliche Besteuerung gelegt. Heute sind die Grundlagenvermessung, der Raumbezug, das Liegenschaftskataster und die Abbildung der Erdoberfläche in amtlichen und topografischen Kartenwerken nicht mehr aus Baden-Württemberg wegzudenken. Unzählige gesellschaftsrelevante Anwendungen und Prozesse bauen darauf auf. Die vielfältigen Geoinformationsdaten der Vermessungsverwaltung sind zum Rohstoff der digitalen Gesellschaft geworden und für viele raumbezogenen Analyse- und Entscheidungsprozesse bedeutender als je zuvor.
Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger
Der Mathematikprofessor Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger bekam 1818 von König Wilhelm I. die Aufgabe der Landesvermessung übertragen. Diese betrieb er vom Nordostturm des Tübinger Schlosses aus. Die Ausstellung zeichnet sein Leben und Werk nach und präsentiert seine Publikationen sowie die von ihm entwickelten Geräte. Bohnenberger erfand zum Beispiel das Gyroskop, ein Kreiselinstrument zur Demonstration der Schrägstellung der Erdachse. Heute noch gebräuchliche Instrumente wie der Kreiselkompass basieren auf dieser Grundlage.
Stadtvermessung in Tübingen
Theodoliten, Kreuzscheiben, Messstangen und Tachymeter sind nur einige der Geräte, mit denen die Tübinger Geodäten im 19. Jahrhundert gearbeitet haben. Auch alte Zeichengeräte und Rechenmaschinen gehörten zu ihren Arbeitsinstrumenten. Auf speziellen Karten haben die Landvermesser ihre Messergebnisse auf dem Feld eingetragen. In sogenannten Primärkatastern wurden alle Angaben der Vermessung wie Lage des Flurstücks, Parzellengröße, Kulturart und Eigentümer festgehalten. Dies diente als Grundlage für die Erhebung der Grundsteuer. Die Reihe der Tübinger Stadtpläne – vom ersten aus dem Jahr 1819 bis zum Internet-Stadtplan – zeigt die Entwicklung und die Erweiterungen der Stadt auf.
200 Jahre Landesvermessung
Sonderausstellung im Stadtmuseum Tübingen
10. November 2018 bis 27. Januar 2019
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
auch geöffnet an Feiertagen, die auf einen Montag fallen
Eintritt frei
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen