Neue Sonderausstellung im Tübinger Stadtmuseum: „Abgestaubt!“
Pressemitteilung vom 08.02.2019
Erstmals stellt das Stadtmuseum seine Sammlung ins Zentrum der Aufmerksamkeit und schaut kritisch auf die eigene Geschichte zurück. Die Sonderausstellung „Abgestaubt! Museumsschätze erzählen Geschichten“ zeigt, wie das Tübinger Stadtmuseum zu seinen Sammlungsstücken kam. Dafür wurden mehr als 300 Objekte ausgewählt, die sonst im Depot schlummern. So spannt sich ein weiter Bogen von den Ursprüngen der städtischen Sammlung über das kleine Heimatmuseum im Theodor-Haering-Haus in den 1950er-Jahren bis zur Eröffnung des heutigen Museums 1991.
„Für diese breit angelegte Rückschau haben wir gleich drei Anlässe: Erstens blicken wir auf mittlerweile über 25 Jahre im Kornhaus zurück. Zweitens betreibt das Stadtmuseum seit vier Jahren Provenienzforschung. Das heißt, wir suchen ganz gezielt nach Raubkunst – also nach Kunstwerken und Objekten, welche die Nationalsozialisten den Eigentümern geraubt hatten. Und drittens stehen wir vor der grundlegenden Neukonzeption unserer Dauerausstellung zur Stadtgeschichte“, erläutert Wiebke Ratzeburg, die Leiterin des Tübinger Stadtmuseums.
Von Stadtfahne bis Olifant
Wie ein Kaleidoskop verdeutlicht die Ausstellung den Reichtum der städtischen Sammlung. Neben kostbaren und bekannten Exponaten wie Pokalen, Stadtansichten und Altertümern sind viele Alltagsgegenstände sowie Ausgegrabenes, Kurioses und Handwerkliches zu sehen. An ein dunkles Kapitel der Museumsgeschichte erinnert das Signalhorn aus Elfenbein, das ein Mitarbeiter 2002 gestohlen hatte. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg konnte den Olifanten später beschlagnahmen und sicherstellen. Ein Blickfang der Ausstellung ist die Fahne der Stadtgarde zu Pferd, die Herzog Ulrich der Tübinger Bürgerschaft als Dankeszeichen geschenkt hatte und die 2014 zum Jubiläum des Tübinger Vertrags wiederentdeckt wurde.
Quellen der städtischen Sammlung
Schon im Mittelalter hat Tübingen wertvolle Gegenstände sorgsam bewahrt. Diese „städtischen Altertümer“ bilden den Kern der mittlerweile auf über 50.000 Objekte angewachsenen Museumssammlung. Ihr Fokus liegt auf Dingen, die eng mit der Stadt und ihrer Geschichte verknüpft sind: weil sie in Tübingen entstanden sind oder hier verwendet wurden oder beides. Im 20. Jahrhundert kam die bürgerliche Sammlung des Kunst- und Altertumsvereins hinzu, und ab 1933 gelangten auch Kunstwerke und Objekte unklarer Herkunft in städtischen Besitz.
Tübinger Schätze und ihre Geschichte
„Jedes Objekt erzählt seine ganz eigene Geschichte, verrät viel von den Umständen seiner Entstehung und von den Gründen für den Erwerb durch die Stadt. Sehr oft lässt sich auch einiges über den Hersteller, den Vorbesitzer oder den Gebrauch eines Gegenstandes in Erfahrung bringen“, sagt die Provenienzforscherin Dr. Andrea Richter, die sich intensiv mit der Herkunft der Kunstwerke und Kulturgüter in der städtischen Sammlung beschäftigt. Die Ausstellung widmet sich auch den Ergebnissen ihrer Recherchen zu NS-Raubkunst.
Ergänzungen in der Dauerausstellung
In der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung im zweiten und dritten Stock geht die Sonderausstellung weiter: Dort ausgestellte Objekte werden ergänzt um Informationen zu ihrer Herkunft und Geschichte. Zusätzliche Vitrinen zeigen weitere Sammlungsschwerpunkte und Aspekte der Stadtgeschichte, die bisher noch nicht zu sehen waren.
Katalog und Begleitprogramm
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Begleitband. Er stellt besonders interessante und wertvolle, aber auch kuriose Einzelstücke der Sammlung vor. Außerdem kommen Personen zu Wort, die mit dem Sammeln und der Pflege im Tübinger Stadtmuseum betraut sind. Sie berichten von den konzeptionellen Überlegungen, die hinter den Ankäufen und Übernahmen in der wechselvollen Museumsgeschichte standen. Vorträge und Podiumsgespräche beschäftigen sich unter anderem mit dem bedrohten Kulturerbe und mit der Frage, wie Stücke aus Privatbesitz ins Museum kommen.
„Abgestaubt! Museumsschätze erzählen Geschichten“
Sonderausstellung im Stadtmuseum Tübingen
Erdgeschoss, 2. Stock und 3. Stock
9. Februar bis 16. Juni 2019
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr
auch geöffnet an Feiertagen, die auf einen Montag fallen
Eintritt frei
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen