Neues Gedenkbuch auf dem Gräberfeld X des Tübinger Stadtfriedhofs: Vorstellung am 25. Juni
Pressemitteilung vom 17.06.2019
Die Gedenktafeln auf dem Gräberfeld X des Tübinger Stadtfriedhofs werden durch ein Gedenkbuch aus Metall ergänzt. Damit erinnert die Stadt an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, die dort bestattet wurden, nachdem ihre Leichname in der Anatomie der Universität seziert worden waren. Die Bronzetafeln stammen aus dem Jahr 1980 und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Kenntnisstand. Manche Namen waren vergessen worden, andere falsch geschrieben. Die Universitätsstadt Tübingen lädt alle Interessierten herzlich ein zur Vorstellung des neuen Gedenkbuchs
am Dienstag, 25. Juni 2019, 17 Uhr,
auf dem Stadtfriedhof, Friedhofskapelle, Gmelinstraße.
Beim Termin in der Friedhofskapelle sprechen Bürgermeisterin Dr. Daniela Harsch und Stadtarchivar Udo Rauch. Anschließend begibt man sich gemeinsam zum Gräberfeld X. Auf 16 Metalltafeln stehen die Namen von Opfern der NS-Gewaltherrschaft und die korrigierten bzw. ergänzten Namen derer, die auf den Bronzetafeln falsch geschrieben oder ganz vergessen wurden. Außerdem werden erstmals alle 1.157 Toten des Gräberfeldes X in alphabetischer Reihenfolge genannt. „Sollten sich später neue Erkenntnisse ergeben, so können wir das leichter korrigieren als bisher“, sagt Udo Rauch. „Die Installation ist so angelegt, dass weitere Änderungen im Laufe der Zeit möglich sind.“
Die Bestatteten starben als ausländische Zwangsarbeiterinnen oder -arbeiter, als Kriegsgefangene, als Insassinnen oder Insassen von Heilanstalten, Pflegeeinrichtungen oder Gefängnissen, als Widerstandskämpfer oder Deserteure. Sie wurden hingerichtet, zu Tode geschunden oder blieben medizinisch unversorgt, starben an mangelhafter Ernährung oder auf Grund fehlender Hygieneeinrichtungen.
Noch mehr Informationen als im Gedenkbuch vor Ort gibt es künftig im Internet. Das Stadtarchiv veröffentlicht seine Forschungsergebnisse auf der Seite www.tuebingen.de/graeberfeldx. Dort findet sich erstmals ein kommentiertes Verzeichnis von sämtlichen Toten des Gräberfeldes mit ihren bislang bekannten Lebensdaten. Unter ihnen dürften sich weitere Opfer befinden. Deshalb hat das Gedenkbuch nur vorläufigen Charakter. Stadt und Universität Tübingen werden in den kommenden Jahren in einem wissenschaftlichen Projekt die Geschichte des Gräberfeldes X weiter aufarbeiten, um die Schicksale der Bestatteten zu ergründen.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen