Doppelausstellung zur Kunst und Kulturpolitik der 1950er Jahre
Pressemitteilung vom 15.11.2019
Ein breites Spektrum künstlerischer Positionen entwickelte sich in Tübingen in den 1950er Jahren. Unter zunächst materiell widrigen Bedingungen waren die Künstler herausgefordert, ihren eigenen Standpunkt neu zu definieren. Aus der Notgemeinschaft Tübinger und Reutlinger Künstler entstand die Künstlergemeinschaft Ellipse. 1956 folgte die Gründung des Tübinger Kunstvereins. Eine Doppelausstellung im Tübinger Stadtmuseum widmet sich dieser Epoche vom 16. November 2019 bis zum 22. März 2020.
Neuanfang?! Kunst und Kulturpolitik der 1950er Jahre in Tübingen
Die Ausstellung stellt die Tübinger Kulturpolitik in der Nachkriegszeit vor anhand von Dokumenten, Fotos und Audios von Zeitzeugen. Zehn Künstlerinnen und Künstler sind mit ihren Werken vertreten: Ugge Bärtle, Gerth Biese, Valeska Biese, Erich Mönch, Suse Müller-Diefenbach, Hedwig Pfizenmayer, Rosmarie Sack-Dyckerhoff, Georg Salzmann, Fris Springer und Alfred Stockburger.
5x im Jetzt
Gleichzeitig beginnt eine neue Ausstellung der Reihe „Kunst im Dialog mit dem Stadtmuseum“. Zeitgenössische Künstlerinnen setzen sich darin mit unterschiedlichen Aspekten der Nachkriegskunst auseinander. Gezeigt werden Zeichnungen und Aquarelle, aber auch Holzskulpturen oder Haarbilder. Thematisiert werden das Menschenbild, Körpervorstellungen oder die Formenwelt der 1950er Jahre. Andere thematisieren die gesellschaftliche Situation der Nachkriegszeit. Die Künstlerinnen sind Susanne Maute, Antje Müller, Helga Seidenthal, Beate Teichgraeber und Angelika Zeller.
Zum Hintergrund
Tübingen erlebte in der Nachkriegszeit eine kulturelle Blüte von überregionalem Rang. Die französische Militärregierung richtete im Herbst 1945 das „Staatssekretariat für das französisch besetzte Gebiet von Württemberg und Hohenzollern" ein und beriefen als Leitung Carlo Schmid. Dessen humanistische Erziehung, seine Zweisprachigkeit und seine internationalen Kontakte befähigten ihn in besonderer Weise für diese Schlüsselposition in der Réeducation der französischen Militärs.
Für die Franzosen waren Bildung und Kultur wichtige Instrumente für den Demokratisierungs- und Umerziehungsprozess. Neben Theater und Musik kam der bildenden Kunst eine besondere Rolle zu. Spektakuläre Ausstellungen wurden im Kunstgebäude in der Wilhelmstraße und später im Technischen Rathaus gezeigt. Präsentationen zur Klassischen Moderne mit Werken von Wilhelm Lehmbruck, Auguste Rodin, Otto Dix, Erich Heckel oder Auguste Renoir waren zu sehen, ebenso Schauen zur Rokokoplastik oder regionaler Kunst. Das Centre d‘Études Française, das Amerika-Haus oder die Volkshochschule nahmen ihre Arbeit wieder auf oder wurden neu gegründet. Die Stadtbücherei wurde zur Freihandbücherei umorganisiert und seit 1947 als städtische Institution geführt.
Sieben Jahre lang war Tübingen die Landeshauptstadt des französisch-besetzten Gebiets Württemberg und Hohenzollern. Als 1952 das neue Bundesland Baden-Württemberg gegründet wurde, zog sich die Militärregierung aus der Kulturarbeit zurück. Die Stadt übernahm nun die Verantwortung und schaffte zunächst eine Verwaltungsstruktur mit dem neu eingerichteten Kulturamt.
Der Eintritt zur Doppelausstellung ist frei. Ein umfassendes Programm mit Vorträgen, Führungen und Diskussionen begleitet die Ausstellungen, die bis zum 22. März zu sehen sind.
Stadtmuseum Tübingen
dienstags bis sonntags
11 bis 17 Uhr
Eintritt frei
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen