Gemeinsamer Aufruf: Mit Eigenverantwortung gegen Corona
Pressemitteilung vom 11.05.2020
Mit einem gemeinsamen Aufruf wenden sich Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, des Landkreises Tübingen, des Universitätsklinikums Tübingen, des Deutschen Roten Kreuzes im Landkreis Tübingen, des Tübinger Gemeinderats und des Stadtseniorenrats an die Bevölkerung:
Liebe Tübingerinnen und Tübinger,
wir haben es gemeinsam geschafft, die erste Welle der Corona-Infektionen zu stoppen. Stadt und Landkreis waren lange Zeit besonders stark von Infektionen mit Covid-19 betroffen. Mittlerweile ist die Zahl der Neuinfektionen erfreulich weit zurückgegangen und deutlich niedriger als in vielen anderen süddeutschen Kreisen. Diesen Erfolg haben wir gemeinsam erreicht und dabei auch viele Entbehrungen auf uns genommen. Wir danken herzlich allen, die dazu eigenverantwortlich und mit großem Einsatz beigetragen haben.
Nun treten wir in die Phase der Wiederaufnahme des gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens ein. Die Schulen und Kindergärten nehmen mehr und mehr Kinder auf, die Geschäfte laden wieder zum Einkauf ein, bald sollen auch Restaurants und Hotels wieder öffnen dürfen. Das ist gut und wichtig, aber leider steigt damit das Risiko einer Infektionsweitergabe wieder an.
Bund und Länder haben vereinbart, dass für den Fall einer zweiten Welle, also eines erneuten Anstiegs der Infektionszahlen, regional differenziert gehandelt werden soll: Während die Kontaktverbote im März bundesweit eingeführt wurden, sollen mögliche erneute Einschränkungen nach einem Corona-Ausbruch auf der Ebene der Stadt- und Landkreise erlassen werden.
Das entspricht dem Gedanken der kommunalen Selbstverwaltung und einer zielgenauen Reaktion. Es bedeutet zugleich, dass wir nun stark selbst in der Hand haben, wie viele Beschränkungen unseres Lebens wir hinnehmen müssen. Wir wollen dafür mit Ihnen so erfolgreich zusammenarbeiten wie in den vergangenen Wochen. Wir müssen die Zahl der Infektionen so niedrig wie möglich halten und vor allem schwere Erkrankungen durch Covid-19 verhindern.
Stadt und Landkreis werden daher bisherige Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie fortsetzen und sie weiter verstärken:
- Im TüBus gilt weiter das Ziel, nicht mehr als 30 Personen pro Gelenkbus zu befördern. Bisher können wir das in 95 Prozent aller Fahrten einhalten. Angesichts des wieder ansteigenden Passagieraufkommens bereiten wir die Rückkehr zum Normalfahrplan vor. Das bedeutet 20 Prozent mehr Busfahrten als derzeit. Das Angebot für Senioren, das Tag-SAM zum Buspreis zu nutzen, behalten wir bei. Wer von uns körperlich fit ist, kann zur Entlastung der Busse und der Straße beitragen, indem wir das schöne Wetter nutzen und auf das Fahrrad umsteigen.
- Gemeinsam mit dem Handel- und Gewerbeverein appellieren wir, die Zeit von 10 bis 11 Uhr von Montag bis Freitag beim Einkaufen für die Angehörigen der Risikogruppen, insbesondere für Menschen über 65 Jahre, zu reservieren. Der Wochenmarkt bleibt an allen vier Tagen mit viel Platz auf Holzmarkt und Marktplatz verteilt. Lieferdienste für viele Güter des täglichen Bedarfs sind auf der städtischen Homepage zusammengestellt.
- Für die wieder eröffneten Spielplätze haben wir eine Begrenzung auf maximal 25 Kinder eingeführt. Städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort unterwegs und achten auf Einhaltung der Abstandsregeln. Schulen und Kindergärten werden intensiv gereinigt und sind mit Hygienegeräten ausgestattet worden.
- Die Stadt sichert mit heimischen Herstellern die Versorgung mit Stoffmasken für den Einkauf, den Nahverkehr und die Schulen. Sie können bei städtischen Dienststellen erworben werden, die Schulen werden kostenlos ausgestattet.
- Gemeinsam mit Tübinger Unternehmen startet die Stadt eine Initiative zur Testung auf Corona und Antikörper. Unser Ziel ist es, das Infektionsgeschehen lokal bestmöglich zu verstehen und besonders in den kritischen Bereichen wie den Pflegeheimen durch engmaschige Tests jede Infektionsgefahr zu bannen. Immunitätsschutz könnte bald helfen, erneuten Einschränkungen entgegenzuwirken.
- Die Stadt unterstützt die Träger von Pflegeeinrichtungen nach Kräften, damit diese durch ausreichende Schutzmaßnahmen, zum Beispiel durch Tests für Angehörige oder Schutzkleidung, das Besuchsverbot für Angehörige und nahe Freunde sehr bald aufheben können.
Am wichtigsten ist aber, dass wir alle die neu eingeübten Hygieneregeln weiter einhalten. Dazu gehören selbstverständlich regelmäßiges Händewaschen und das Tragen von Masken, aber vor allem der Mindestabstand von 1,5 Metern zu Menschen, die nicht Ihrem Haushalt und Ihrer engsten Familie angehören. Es ist schwierig, nicht auf der Neckarmauer in Gruppen zusammenzusitzen, wenn die Sonne scheint. Es ist traurig, dass wir keine Hocketsen in diesem Sommer haben können. Aber auf diese und viele andere soziale Kontakte müssen wir so lange verzichten, bis die Medizin wirksame Gegenmittel zu Covid-19 gefunden hat.
Bitte bedenken Sie: Wir tragen in dieser Zeit alle die Verantwortung, andere nicht unbewusst zu infizieren, denn Covid-19 kann vollkommen symptomlos verlaufen. Auch wer selbst nur ein geringes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf trägt, kann das Virus zu verletzlichen Menschen tragen, die daran sterben, oder selbst eine Infektionswelle auslösen, die zu einer extremen Belastung für unsere Kliniken und deren Personal werden kann. Nachdem der Staat nun die notwendigen, aber äußerst strengen Beschränkungen Schritt für Schritt aufhebt, ist Eigenverantwortung das Gebot der Stunde.
Wir bitten Sie herzlich: Helfen Sie mit, dass Tübingen eine offene Stadt bleibt und nicht in einen zweiten Lockdown gezwungen wird.
Boris Palmer, Oberbürgermeister
Joachim Walter, Landrat
Cord Soehlke, Erster Bürgermeister
Dr. Daniela Harsch, Bürgermeisterin
Prof. Dr. Michael Bamberg, leitender ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums
Dr. Lisa Federle, Präsidentin des DRK-Kreisverbands
Asli Kücük, Christoph Joachim, Dr. Martin Sökler, Prof. Dr. Ulrike Ernemann, Ernst Gumrich, Gerlinde Strasdeit und Dietmar Schöning, Fraktionsvorsitzende im Tübinger Gemeinderat
Uwe Liebe-Harkort, Vorsitzender des Stadtseniorenrats
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen