Der Tübinger Bergfriedhof wird 70 Jahre alt – ein Rückblick
Pressemitteilung vom 09.07.2020
Es ist der drittschönste Friedhof Deutschlands: Diese Auszeichnung erhielt der Tübinger Bergfriedhof vor wenigen Jahren. Jetzt wird er 70 Jahre alt. Als Tübinger Hauptfriedhof löste er am 16. Juli 1950 den Stadtfriedhof ab. Anlässlich dieses Jubiläums war ein entwicklungsgeschichtlicher Rundgang durch die einzigartige Anlage geplant. Doch dieser Rundgang muss wegen der Corona-Pandemie leider ausfallen.
Zur Eröffnung vor 70 Jahren wurde die Waldkapelle „unter sehr großer Anteilnahme von örtlichen Vereinen und der Bevölkerung“ feierlich eingeweiht, begleitet vom Glockengeläut aller Tübinger Kirchen. Die Pläne für Begräbnisstätte auf dem Galgenberg reichen noch weiter zurück – bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. 1944 wurde es zunehmend schwieriger, geeignete Grabstätten für die Kriegstoten auf den vorhandenen Friedhöfen zu finden. Deshalb musste der neue Friedhof im letzten Kriegsjahr schnell angelegt werden. Bereits 14 Tage nach Ausweisung der Fläche fand die erste Beerdigung statt. 410 gefallene Soldaten und 14 zivile Kriegsopfer aus den Lazaretten fanden bis 1948 im Eichen-Buchen-Mischwald ihre letzte Ruhestätte. Erst 1952 wurde das Gräberfeld abschließend gestaltet. Einfache kleine Steinkreuze unter den großen Bäumen gegenüber der Friedhofskapelle zeugen von diesem ersten Gräberfeld auf dem Bergfriedhof.
In den Nachkriegsjahren begann die stufenweise Umgestaltung und Erweiterung des Kriegsfriedhofs zum Tübinger Hauptfriedhof. 1949 wurde eine erste Friedhofskapelle aus Holz, die heutige Waldkapelle, errichtet. Bis in die siebziger Jahre hinein wurde der Friedhof mehrfach erweitert, bis er auf seine heutige Größe von mehr als 15 Hektar angewachsen war. Die große Trauerhalle mit Nebengebäuden wurde 1969 eingeweiht. Sie ist ausgestattet mit einer Orgel, hat mehr als 200 Sitzplätze und sieben Aufbahrungsräume. Mehrere Künstlerinnen und Künstler haben mit ihren Werken zur Ausstattung der Trauerhalle beigetragen. Die Waldkapelle wurde nicht mehr genutzt und geriet zunehmend in Vergessenheit. Erst 2007 wurde sie aus ihrem fast 40-jährigen Dornröschenschlaf geweckt und dient seither wieder mit ihren rund 40 Sitzplätzen für Trauerfeiern und Beerdigungen. 2005 zog auch die Friedhofsverwaltung auf den Galgenberg und ist seither gegenüber vom Haupteingang zu finden.
Seit 2003 wurden zwölf Gemeinschaftsgrabstätten angelegt, darunter der „Fluss der Zeit“, „Mein letzter Garten“, der Baumbeisetzungshain „Buchengrund“ und der „Rosengarten“. Einige sind für Urnen, andere für eine Erdbestattung ausgelegt. Die Namen der Verstorbenen können auf einer gemeinschaftlichen Stele aufgeführt werden; auch anonyme Bestattungen sind auf Wunsch möglich. Die Pflege während der 20-jährigen Ruhezeit übernimmt die Stadt. Seit 2019 kann man sich auch für Waldgräber oder ein Einzelbaumgrab entscheiden.
Der schöne Baum- und Gehölzbestand sowie die vielfältige Vogel- und Pflanzenwelt verleihen dem Bergfriedhof einen ganz eigenen, parkartigen Charakter. Eingebettet in die Streuobstwiesen auf dem Galgenberg, dient er nicht nur den Trauernden, sondern auch vielen Erholungssuchenden als Ziel.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen