Medientipp des Monats August: „Haarmann“

Jeden Monat empfiehlt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Tübinger Stadtbücherei einen ganz persönlichen Lieblingstitel, der entliehen werden kann. Der Medientipp wird auf der Internetseite der Stadtbücherei präsentiert. Dort stehen auch die Tipps der letzten 24 Monate. Der aktuelle Medientipp kommt von Karen Scherer, Bibliothekarin bei der Stadtbücherei. Sie stellt den Kriminalroman „Haarmann“ von Dirk Kurbjuweit vor:

Fritz Haarmann ist wohl der bekannteste Serienmörder der deutschen Kriminalgeschichte: vielfach beschrieben, analysiert, dokumentiert und grandios verfilmt mit Götz George in der Hauptrolle des Films „Der Totmacher“. Wer nun den klassischen Kriminalroman erwartet, wird enttäuscht. Dirk Kurbjuweit legt den Schwerpunkt auf andere Aspekte: Warum konnte Haarmann so lange morden? Wurde er als Spitzel von der Polizei geschützt? War die noch junge Weimarer Republik, geschwächt von politischen Unruhen, aus Sicht der damaligen Gesellschaft überhaupt in der Lage, ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen? Und schließlich: Darf der demokratische Rechtsstaat in verzweifelten Situationen Folter als Verhörmethode einsetzen?

Dazwischen die durch ihre Nüchternheit beklemmende Schilderung der jugendlichen Opfer, meist Ausreiser, im Zug sitzend, auf dem Weg in eine bessere Zukunft, ein neues Leben und letztendlich in einer Bahnhofshalle ihrem Schicksal begegnend. Auch fast 100 Jahre danach hält die Faszination des Serienmörders an – wohl auch, weil die damaligen Fragen die heutige Gesellschaft nach wie vor beschäftigen.

Angaben zum Buch:
Kurbjuweit, Dirk: Haarmann
Penguin, 2020, 316 Seiten
Standort in der Stadtbücherei: Kurb/Krimi

www.tuebingen.de/stadtbuecherei

Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen