Objekt des Monats im Stadtmuseum: „Deutsche Volksgasmaske“
Pressemitteilung vom 13.08.2020
Jeden Monat zeigt das Stadtmuseum einen oder mehrere besondere Gegenstände aus seiner Sammlung. Passend zur Maskenpflicht wegen der Corona-Pandemie sind im August in der Außenvitrine am Eingang eine „deutsche Volksgasmaske“, die dazugehörige Gebrauchsanleitung, ein Transportbehälter und ein aus einer solchen Maske hergestelltes Schmuckdöschen zu sehen.
Die Idee, dass Menschen eine Maske tragen sollten, ist nicht neu. Als im Jahr 1918 die Spanische Grippe weltweit wütete, wurde auch in Tübingen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes empfohlen. 1918 war außerdem die Erinnerung an die Gasmasken gegen die chemischen Kampfstoffe im Ersten Weltkrieg noch frisch.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 stieg die Gefahr eines neuen Kriegs dramatisch an. Viele europäische Regierungen befürchteten, dass im Kriegsfall Chemiewaffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden könnten und produzierten deshalb Gasmasken in großer Stückzahl. Die „deutsche Volksgasmaske“ diente dem Schutz der Zivilbevölkerung und stützte zugleich die nationalsozialistische Ideologie, denn nicht alle Menschen, die in Deutschland lebten, gehörten auch zur „Volksgemeinschaft“.
Die Drägerwerke in Lübeck stellten bis Kriegsende knapp 45 Millionen „Volksgasmasken“ her. Die Gebrauchsanleitung ruft dazu auf, die Maske sorgsam zu pflegen und im Bedarfsfall immer bei sich zu tragen. Dadurch sollten die stete Bereitschaft und die Wehrhaftigkeit der „Volksgemeinschaft“ betont werden. Ebenfalls im Stadtmuseum zu sehen sind ein Transportbehälter mit einem Trageriemen und ein Schmuckdöschen, das aus dem Filter einer solchen Maske hergestellt wurde.
Pressestelle der Universitätsstadt Tübingen