Modellprojekt kann fortgesetzt werden
Pressemitteilung vom 22.03.2021
Die erste Woche des Landesmodellprojekts „Öffnen mit Sicherheit“ ist vorbei. Oberbürgermeister Boris Palmer, die Pandemiebeauftragte Dr. Lisa Federle und Prof. Peter Kremsner haben die Erfahrungen der ersten Woche ausgewertet und dem Sozialministerium einen ersten Zwischenbericht übermittelt. Auch wenn es bei einem in größter Eile durchgeführten Pilotprojekt viele Probleme zu lösen gilt, ist das Fazit positiv und die Empfehlung lautet, das Modellprojekt weiterzuführen.
Die wichtigste Information betrifft die Ergebnisse der Testung. An den mittlerweile neun Teststationen des DRK und privater Partner wurden von Montag, 15. März, bis Sonntag, 21. März, insgesamt 29.473 Test durchgeführt. Von den 29.473 Tests waren 75 positiv. Leider zeigt sich aber, dass einige Stationen, die im Freien arbeiteten, eine relativ hohe Zahl falsch positiver Ergebnisse verzeichneten. Die sehr niedrigen Außentemperaturen hatten einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Tests. Im PCR-Test erwiesen sich bisher 29 positive Schnelltest als falsch positiv. Es ist davon auszugehen, dass sich im PCR-Test insgesamt knapp 30 Infektionsfälle bestätigen werden. Die Positivrate liegt damit bei etwa 1:1000. Unter tausend getesteten Menschen wird ein Infizierter entdeckt. Das steht in guter Übereinstimmung mit der aktuellen Landesinzidenz von 100.
Lisa Federle freut sich über den Projektstart: „Es zeigt sich wieder, dass man mit präventiven Tests die Menschen findet, die andere anstecken, ohne es selbst zu wissen. In der letzten Woche hatten wir ungefähr so viele bestätigte Fälle in Tübingen wie an den Teststationen. Damit bremsen wir die Ausbreitung des Virus also erheblich ab. Der Einsatz von medizinischem Personal und unsere Erfahrung seit November zahlen sich an den DRK-Stationen aus.“
OB Boris Palmer nimmt Stellung zu falschen Testergebnissen: „Der Vergleich der Werte zeigt, dass wir die hohen Zahlen falsch positiver Tests nur an drei Stationen hatten, die nicht vom DRK betrieben werden. Bei den Betreibern war leider nicht bekannt, dass die Tests bei mindestens 15 Grad benutzt werden sollten. Auch vereinzelten Beschwerden über mangelnde Hygiene gehen wir nach. Die Probleme müssen rasch behoben werden. Ich entschuldige mich bei den rund 40 Menschen, die mit einem falsch positiven Ergebnis einen gehörigen Schreck ertragen mussten.“
Die Datenlage insgesamt ist nach Auffassung von Prof. Kremsner positiv. Die Inzidenz im Landkreis Tübingen ist zwar am 21. März auf einen Wert von 68 gestiegen. Die letzten verfügbaren Daten für die Stadt Tübingen zeigen jedoch keinen Anstieg und einen sehr niedrigen Wert (Inzidenz unter 30) am 19. März. Die niedrige und stabile Positivrate im PCR-Test ist ebenfalls kein Grund zur Besorgnis. Umgekehrt ist die Zahl der entdeckten Infizierten ausreichend groß. Das Fazit der wissenschaftlichen Begleitforschung unter Leitung von Prof. Kremsner lautet daher: „Nach hiesiger Einschätzung liegen weiterhin gute Voraussetzungen vor, um das Modellvorhaben fortzusetzen.“
Für die praktische Umsetzung arbeitet die Stadt an schnelleren Abläufen und besserer Kontrolle. Berichte über lange Wartezeiten an den Teststationen, fehlende Kontrollen, Verstöße gegen Testpflichten und Tickethandel solle entgegengewirkt werden.
Daher werden die Teststationen ab Mittwoch auf ein digitales Ticketsystem umgestellt. Man erhält dann ein Armband mit QR-Code, das nicht weitergegeben werden kann und per Smartphone lesbar ist. Damit entfällt die Wartezeit auf das Ergebnis. Wer getestet ist, kann einfach bummeln gehen und erhält im Falle eines negativen Tests nach etwa 15 Minuten die Freigabe für den QR-Code am Armband. Ist der Test positiv, erfährt man dies spätestens bei der ersten Ticketkontrolle. Wer ein Smartphone besitzt, kann das Testergebnis auf das eigene Handy bekommen. Das Tagesticket auf Papier wird vorläufig weiter akzeptiert, aber zur Ausnahme.
Im Hinblick auf fehlende Kontrollen wird die Stadtverwaltung ab Dienstag, 23. März, mit städtischem Personal der Polizeibehörde eingreifen. Vor allem in der Außengastronomie, aber auch in Betrieben der körpernahen Dienstleistungen wird der Vollzugsdienst die Vorlage des Tagestickets oder eines negativen Schnelltests verlangen. Bei Tagestickets auf Papier wird auch der Personalausweis bei Kontrollen verlangt. Bei Verstößen sind Bußgelder bis 500 Euro möglich. Die Betriebe werden an ihre Kontrollpflichten erinnert. Auch hier können Verstöße geahndet werden.
Lisa Federle und Boris Palmer appellieren an alle, die Testpflichten ernst zu nehmen: „Der Erfolg des Modellprojekts hängt davon ab, dass alle mitwirken. Wer ungetestet einen Kaffee trinkt oder Kunden ohne Test bedient, riskiert Infektionen und den Abbruch des Modellversuchs. Das können wir mit Vernunft und Einsicht vermeiden.“
Mit dem ab morgen einsetzenden warmen Frühlingswetter erwartet die Stadt nochmals deutlich steigende Gästezahlen in der Innenstadt. Leider musste einer der privaten Anbieter am Montag wegen Personalmangels zwei Teststationen geschlossen halten. Auch dafür bittet OB Palmer um Verständnis: „Wir haben bewusst auf Perfektion verzichtet, um rasch starten zu können. Es war klar, dass deswegen immer wieder Probleme auftreten werden. Wir versuchen, diese so schnell wie möglich zu lösen.“ Ziel der Stadt ist, ab Dienstag alle neun bekannten Stationen in Betrieb zu halten. Zu Stoßzeiten werden aber Wartezeiten nicht zu vermeiden sein. Unter www.tuebingen.de/teststationen sind die aktuellen Öffnungszeiten verzeichnet.