Tübingen vergibt Grundstücksoptionen für Wohnprojekte am Hechinger Eck Nord
Pressemitteilung vom 28.04.2021
Zehn Projektgruppen können weiterplanen: Sie haben die Option für ein städtisches Grundstück erhalten und können nun ihre Konzepte am Hechinger Eck Nord konkretisieren. Eine Vergabekommission mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Gemeinderatsfraktionen, dem Ortsbeirat Südstadt und der Stadtverwaltung hat die siegreichen Bewerbungen unter 31 Projekten ausgewählt. Die Mischung ist bunt: Neben klassischen Baugruppen kommen Genossenschaften sowie Projekte der neuen Dachgenossenschaft Wohnen Tübingen und des Mietshäuser-Syndikats zum Zuge. Die Vergabe der städtischen Grundstücke am Hechinger Eck Nord ist die erste, bei der die Vorgaben des Programms „Fairer wohnen“ zum Einsatz kamen.
„Die Vergabe am Hechinger Eck Nord zeigt, wie gut sich das Programm ‚Fairer wohnen‘ eignet, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir waren sehr positiv überrascht von der großen Bereitschaft der Projektgruppen, einen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen zu leisten“, sagte Baubürgermeister Cord Soehlke bei der Bekanntgabe der besten Projekte.
Sowohl am Hechinger Eck Nord als auch auf einem Grundstück in der Christophstraße und der Hechinger Straße/Ebertstraße soll bezahlbarer, nachhaltiger und innovativer Wohnraum in Kombination mit öffentlich wirksamen Nutzungen in den Erdgeschossen entstehen. Wie in Tübingen üblich, werden die Grundstücke nicht an die Meistbietenden veräußert. Stattdessen findet ein Wettbewerb der Konzepte statt, wobei eine Vergabekommission die besten und für das Quartier passenden Ideen auswählt. Erst, wenn das Konzept in genehmigungsfähige Pläne übersetzt wird, wird das Grundstück tatsächlich verkauft.
„Mit diesem Verfahren schaffen wir es, tollen innovativen Konzepten wie zum Beispiel gemeinschaftlichen Wohnprojekten für ältere Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und bei Pflegebedürftigkeit gemeinsam Hilfen organisieren, eine Chance und damit Raum im Quartier zu geben“, sagt Elisabeth Stauber, Leiterin des städtischen Fachbereichs Soziales. Bis Ende August haben die Gruppen nun Zeit, ihre Ideen in erste Pläne umzusetzen und in Gesprächen mit der Stadt zu zeigen, dass sie ihre Vorhaben auch realisieren können. Danach folgen die Genehmigungsplanung und der Verkauf der Grundstücke. Baubeginn soll im ersten Halbjahr 2022 sein.
www.tuebingen.de/hen
Kurzbeschreibung der ausgewählten Projekte
Parzelle B1: Werk 3
Langfristig bezahlbarere Mieten auch über Generationen hinweg möchte das Projekt Werk 3 durch seine genossenschaftliche Organisationsform unter der Dachgenossenschaft Wohnen Tübingen erreichen. Mit günstigen Mieten von 15 bis 40 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete soll als zusätzliches Angebot in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Wohnraum für Auszubildende, aber auch für Senioren und Menschen mit Behinderungen geschaffen werden. Mit gemeinschaftlichen Nutzungen und Materialien wie Holz und Recyclingbeton sowie einer Fassadenbegrünung leistet das Projekt einen guten Beitrag zum nachhaltigen und flächeneffizienten Bauen.
Parzelle B2: MachBar
Das Projekt MachBar bietet sowohl eine Antwort auf ökologisches Bauen, soziale und funktionelle Vielfalt sowie bezahlbaren Wohnraum. Eine Gastronomie ohne Konsumzwang dient im Erdgeschoss als Anlaufstelle für die gesamte Nachbarschaft. Mit einer Clusterwohnung und Schaltzimmern werden neue Wohnformen getestet und Grundrisse flexibel gehalten, um auf die sich ändernden Bedürfnisse der bunt gemischten Baugruppe reagieren zu können.
Parzelle B3: #jungeMenschenStärken
Ein kleines Baufenster geht an eine Gruppe junger Frauen, die 50 Prozent der Wohneinheiten als geförderte Mietwohnungen anbieten und die restlichen 50 Prozent selbst nutzen. Dabei ist das Ziel, über die städtischen Vorgaben hinaus ein KFW40plus-Haus zu realisieren und im Erdgeschoss neben Gewerbe ein ehrenamtliches Unterstützungsangebot für junge Menschen zu bieten.
Parzelle B4 und 5: Drei unter einem Dach
Das inklusive Gemeinschaftsprojekt dreier unterschiedlicher Akteure unter einem genossenschaftlichen Dach bietet neben barrierefreiem Wohnraum für ältere Menschen mit einer „VarioWohnung“ auch Personen mit Einschränkungen die Möglichkeit, in einer „begleiteten Elternschaft“ selbst Kinder aufzuziehen. Mit Gästewohnungen und einer Gemeinschaftsfläche im Erdgeschoss öffnet sich das Haus für das gesamte Quartier.
Parzelle C1: LIGeNo
Die junge Genossenschaft hat sich zum Ziel gemacht, dauerhaft bezahlbaren Wohnraum zu sichern und das Gebäude dem spekulativen Immobilienmarkt zu entziehen. In ihrem effizienten Holzbau setzt sie dies mit einem ausgereiften genossenschaftlichen Ansatz und einem solidarisch gestaffelten Mietkonzept weit unterhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete um.
Parzelle C2: Phase 3
Ein besonderes, weitgehend selbstorganisiertes, kooperatives Pflegekonzept ist die Antwort dieser Projektgruppe auf ihre Vorstellung des Lebens im Alter und in Gemeinschaft. Dieses Projekt des Mietshäuser-Syndikats wird circa 50 Prozent der Wohnungen als vom Land geförderte Mietwohnungen umsetzen, um vor allem auch Menschen mit geringem Einkommen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Im Erdgeschoss des Projekts ist darüber hinaus ein Bio-Lebensmittelmarkt vorgesehen, der mit lokalen Akteuren zusammenarbeitet und Bio-Lebensmittel zu niedrigen Preisen anbietet.
Parzelle C3: Haus im Viertel
Die motivierte und engagierte Baugruppe aus jungen Familien sowie alteingesessenen Tübingerinnen und Tübingern möchte auf einer kleinen Parzelle eine Mischung aus Eigennutzung und gefördertem Wohnraum umsetzen und sich damit den langersehnten Wunsch vom Eigenheim erfüllen.
Parzelle C4: CasaFamilia
Das anspruchsvollste Grundstück dieser Vergabe mit hoher Lärmbelastung und schwierigen
Belichtungsverhältnissen geht an eine motivierte Baugruppe aus unterschiedlichen Lebenskonstellationen. Trotz der schwierigen Bedingungen wird ein guter Beitrag zu „Fairer wohnen“ geleistet. Die Eigentumswohnungen sollen, falls unerwartet doch vermietet werden sollte, zu 15 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete vermietet werden. Dies wird für 30 Jahre im Grundbuch gesichert.
Hechinger Straße/Ebertstraße: Vier-Häuser-Projekt
Das Vier-Häuser-Projekt ist eine bestehende Gruppe des Mietshäuser-Syndikats, das an der Hechinger Straße/Ecke Ebertstraße neben einem öffentlichen Platz für die Stadtgesellschaft ein Wohnhaus mit belebendem Café und einer Praxis für ganzheitliche Therapie im Erdgeschoss schaffen möchte. Vor allem kleine, bezahlbare Mietwohnungen für Menschen nach der Familienphase oder Ein-Eltern-Familien sollen hier in einem neuen Holzbau entstehen.
Nachrücker: TankE
Christophstraße: Klimamorphose
Der Name ist Programm: Die Baugruppe Klimamorphose bietet ein schlüssiges Konzept aus ökologischem Bauen in Form eines Passivhauses aus nachwachsenden Rohstoffen und dem erklärten Ziel, bis 2050 eine positive Klimabilanz zu erreichen. Dies wird kombiniert mit gefördertem Wohnungsbau und einem Optionsraum, der vielfältigen Nutzungen dient.
Nachrücker: wiwiVIVO