Zehn Jahre Provenienzforschung: Podiumsdiskussion am 6. Dezember
Pressemitteilung vom 30.11.2021
Mit der Rückgabe einer Standscheibe für die Halterung einer Thorarolle an seine rechtmäßigen jüdischen Besitzer_innen im Jahr 2011 begann die systematische Suche nach NS-Raubgut in der Sammlung des Stadtmuseums. Zehn Jahre später blicken die Beteiligten in einer Podiumsdiskussion auf umfangreiche Forschungsergebnisse, eine Ausstellung mit Katalog und weitere Rückgaben zurück. Dazu sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Montag, 6. Dezember 2021, 19 Uhr,
im Livestream, abrufbar unter www.tuebingen.de/stadtmuseum
oder auf dem städtischen YouTube-Kanal.
Im Gespräch reflektieren die Beteiligten, wie sich das Stadtmuseum durch die Provenienzforschung verändert hat und besprechen, wie in Zukunft NS-Geschichte im Museum vermittelt werden kann. Was ist, vor allem mithilfe der sechsjährigen Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, bereits geleistet worden und was sind die Pläne des Stadtmuseums für die Zukunft?
Aus der Perspektive des Stadtmuseums berichten die beiden Provenienzforscherinnen Dr. Andrea Richter und Aileen Becker über ihre Forschungsergebnisse aus sechs Jahren Provenienzforschung. In dieser Zeit wurden über 20.000 Objekte einer Erstprüfung unterzogen und bis heute sieben Restitutionen durchgeführt. Dagmar Waizenegger, die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur, hat diesen langjährigen Prozess intensiv begleitet und moderiert die Diskussion. Zugeschaltet aus Israel ist Dr. Avner Falk, der vor zehn Jahren die Standscheibe entgegennahm und über deren Verbleib berichtet. Zur Expertenrunde gehören außerdem Dr. Andrea Baresel-Brand, Leiterin des Fachbereichs Lost Art und Dokumentation am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste Magdeburg, und Dr. Dirk Riedel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am NS-Dokumentationszentrum München. Wiebke Ratzeburg, Leiterin des Stadtmuseums, stellt zukünftige Ausstellungsprojekte vor und diskutiert über die Entwicklung moderner Vermittlungsmethoden. Die Zuhörerinnen und Zuhörer haben die Möglichkeit über ein Online-Formular Fragen zu stellen, die im Anschluss live beantwortet werden.
Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Sammler- und Sammlungsgeschichte des Stadtmuseums. Wissenschaftler_innen recherchieren die Besitzverhältnisse der Exponate und aller im Archiv lagernden Objekte, um ihre Herkunft zu klären. Ziel ist es, die Eigentümerfolge und -verhältnisse möglichst lückenlos zu rekonstruieren. Dabei kommt dem Besitzerwechsel im Nationalsozialismus eine besondere Bedeutung zu.