Zum 500. Todestag von Johannes Reuchlin: Reuchlin-Löwe erhält eine Literaturpfad-Plakette
Pressemitteilung vom 19.09.2022
Am 30. Juni 1522 starb der Humanist Johannes Reuchlin. Den 500. Todestag Reuchlins nahm die Stadtverwaltung zum Anlass, den bedeutenden Philosophen, Hebraisten und Literaten in den 2019 eingerichteten Literaturpfad zu integrieren. In der Bursagasse 6 macht nun eine Plakette auf den sogenannten Reuchlin-Löwen an der Fassade des Hauses aufmerksam.
Der Renaissance-Löwe markiert der mündlichen Überlieferung nach den ehemaligen Wohnort Reuchlins in Tübingen, so trägt dessen Sockel auch die Inschrift „Reuchlin 1522“. Schriftliche Belege, dass Reuchlin tatsächlich in der Bursagasse gewohnt hat, gibt es allerdings nicht. Das Haus wurde 1834 neu errichtet. Der Löwe ist vermutlich zu dieser Zeit von einem älteren Haus am Marktplatz in die Bursagasse umgezogen und erhielt seine Inschrift. Das haben neuere Forschungen ergeben. Dass Reuchlin während seiner Professur an der Tübinger Universität in der Bursagasse unweit der alten Lehrstätten der Universität eine Unterkunft bezogen hatte, erscheint aber auch nicht völlig unplausibel. Und so markiert der Löwe heute zweifellos einen Ort der Erinnerung an Reuchlin und sein Wirken in Tübingen.
Johannes Reuchlin gilt als einer der einflussreichsten Gelehrten in der Strömung des Humanismus an der Schwelle der Reformation. Als Berater von Graf Eberhard im Barte trug Reuchlin einen wesentlichen Anteil daran, dass sich die Universität Tübingen in wenigen Jahren nach ihrer Gründung zu einem der geistigen Zentren Europas entwickelte. Mit seiner Verteidigung des hebräischen Schrifttums leistete Johannes Reuchlin einen zentralen Beitrag für den Dialog zwischen Juden- und Christentum, der seiner Zeit weit voraus war. Er gilt bis heute als Wegbereiter religiöser Toleranz.
Der Tübinger Literaturpfad macht an 41 Stationen das Leben und Werk Tübinger Autorinnen und Autoren lebendig. Plaketten an sorgfältig ausgewählten Gebäuden weisen auf literarische Orte hin. Den Literaturpfad kann man am besten mit der eigens für ihn entwickelten Literaturpfad-App erwandern.