Intendanz am Tübinger Zimmertheater verlängert
Pressemitteilung vom 13.07.2023
Dieter und Peer Mia Ripberger bleiben fünf weitere Jahre Intendanten am Tübinger Zimmertheater. Die Vertragsverlängerung haben der Verwaltungsrat, der Gemeinderat und die Gesellschafterversammlung der Tübinger Zimmertheater GmbH beschlossen. „Ich bin froh, dass es gelungen ist, die beiden begehrten Theatermacher in Tübingen zu halten. Den Grundstein dafür hat der Gemeinderat gelegt mit seiner Entscheidung, die Förderung von 600.000 auf eine Million Euro anzuheben“, sagt Dr. Daniela Harsch, Bürgermeisterin für Soziales, Ordnung und Kultur. Auch das Land hat seinen finanziellen Beitrag im laufenden Jahr um zwölf Prozent gesteigert.
Die Theatermacher haben dem Zimmertheater seit ihrem Amtsantritt 2018 ein explizit zeitgenössisches Profil verliehen. Unter der Bezeichnung „Institut für theatrale Zukunftsforschung“ (ITZ) konzentriert sich das Ensembletheater auf Stückentwicklungen und Uraufführungen, auch in Zusammenarbeit mit Autor*innen und Kollektiven der Freien Szene aus Deutschland und ganz Europa. „Mit zeitgenössischer Dramatik und innovativen Kunst- und Gesprächsformaten spricht das ITZ vielfältige Publikumsgruppen an, verankert das Theater in der Stadtgesellschaft und macht Studierende, die oft zum ersten Mal ins Theater kommen, zum Kulturpublikum der Zukunft“, so Harsch.
(Ko-)Produktionen waren unter anderem in London, Zürich, Cluj, Budapest, Berlin, Hildesheim, Hannover, Hamburg und Braunschweig zu sehen. In Fachkreisen gilt das ITZ als Musterbeispiel eines erfolgreichen Change-Prozesses, der neues Publikum durch neue Produktionsweisen erschließt. 2019 wurde das ITZ Mitglied der Stadttheatergruppe des Deutschen Bühnenvereins, 2020 war es für die Shortlist des ZukunftsGut-Preises nominiert. Im selben Jahr haben die Theatermacher das ehemalige Kino im „Löwen“ bei einer gemeinschaftlichen Sanierung zu einer zweiten Spielstätte gemacht, die als moderne Blackbox fungiert. Bundesweite Beachtung erfuhr das ITZ im Tübinger Modellprojekt, das im März 2021 überraschend eine Öffnung des Theaterbetriebs mit Luftfiltern und Testkonzept ermöglichte. Zwischen 2018 und 2022 ist es der Geschäftsführung gelungen, mehr als eine Million Euro an Drittmitteln zu akquirieren.
„Nach der ersten Vertragsverlängerung 2020 – mitten in der Pandemie – freuen wir uns darüber, mit unserem kompetenten und hochmotivierten Team an unserer Vision dranbleiben zu können. Die infrastrukturellen und künstlerischen Möglichkeiten sind durch die Bereitschaft der Stadt, ihr Stadttheater mit den entsprechenden Mitteln zu versehen, besser als je zuvor“, sagen Dieter und Peer Mia Ripberger. Sie wollen die Zusammenarbeit mit bewährten Regieteams und Autor*innen fortsetzen, sich stärker der Zusammenarbeit mit Verlagen öffnen und neben Ur- auch Zweitaufführungen nach Tübingen holen. „Die Literaturstadt Tübingen ist als Schaffensort für uns nach wie vor reizvoll – und wir sind überzeugter denn je, dass wir mit dem Mut zu Veränderung und Transformation im Theater ein vielfältiges und wachsendes Publikum erreichen“, so die Theatermacher.
„Welcher Intendant kann schon sagen, dass er im laufenden Betrieb innerhalb von fünf Jahren zwei Theater quasi im Alleingang gebaut hat? Die Ripbergers können. Für die Chuzpe, mit der sie die Belange des Theaters durchgesetzt haben, haben sie meinen Respekt. Und dass sie mit ihrer künstlerischen Arbeit provozieren und begeistern, sehe ich als Verdienst und als legitime Aufgabe öffentlich finanzierter Kunst“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer.
In der Spielzeit 2023/2024 bietet das ITZ ein Novum in der Theater-Spielplan-Landschaft: In sieben Episoden erzählt das Theater mit sieben Autor*innen- und Regie-Teams die fiktionalisierte Geschichte eines drohenden Medizinskandals. „Wir glauben mit Blick auf die jüngsten Studien der Kulturbesucherforschung, dass wir so das theoretische Wohlwollen gegenüber dem Theater zu praktischer Begeisterung und echter Teilhabe machen werden“, so Dieter und Peer Ripberger.