Tübinger Stadtarchiv übernimmt das Archiv der Zimmereifachschule Kress in Lustnau
Pressemitteilung vom 18.08.2023
Die Zimmereifachschule Fritz Kress in Lustnau war im 20. Jahrhundert eine wichtige Ausbildungsstätte für angehende Zimmerleute. Die Lustnauer Privatschule hat von 1906 bis zu ihrer Schließung 1978 weit über Tübingen hinaus das Zimmereihandwerk in Süddeutschland geprägt. Ihr Gründer und langjähriger Leiter war der in Lustnau geborene Fritz Kress (1884-1962), der auch als Fachschriftsteller tätig war. Dessen Familie hat nun entschieden, das Archiv der Zimmereifachschule dem Tübinger Stadtarchiv zu übergeben. Die Schenkung des Bestandes ist insbesondere dem Familienmitglied Prof. Dr. Rüdiger Schnell zu verdanken. Er erstellte in verdienstvoller Kleinarbeit ein 300 Seiten starkes Verzeichnis aller Unterlagen, das nun eine Übersicht über die Quellenschätze der ehemaligen Zimmereifachschule bietet.
„Wir freuen uns sehr, dass sich die Familie dazu entschlossen hat, uns den wertvollen Bestand zu schenken. Die Unterlagen geben Aufschluss über die Geschichte eines früher bedeutenden Gewerbes, das gerade in unserer Altstadt viele historische Fachwerkbauten hinterlassen hat“, sagt der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch. Die Archivalien der Zimmereifachschule ergänzen deshalb in ganz besonderer Weise die schriftliche Überlieferung des Stadtarchivs.
Neben Verwaltungs- und Unterrichtsunterlagen der Zimmereifachschule enthält der Bestand auch den wissenschaftlichen Nachlass von Fritz Kress und überdies seine interessante Sammlung zur Geschichte des Handwerks der Zimmerleute. Darunter befindet sich sogar eine Urkunde Kaiser Karls VI., der im 18. Jahrhundert den Zimmerleuten ihre überlieferten Bräuche gewährte. Außerdem sammelte Kress wichtige historische Lehrbücher zum Fachwerkbau und zur Architektur. In der Schulbibliothek versammelte er auch die im 20. Jahrhundert aktuelle Literatur seines Gewerbes, vieles von ihm selbst verfasst.