„Kennen Sie Tübingen?“-Film zeigt den Jüdischen Friedhof Wankheim
Pressemitteilung vom 28.08.2023
Die erste Videoführung im Rahmen der Reihe „Kennen Sie Tübingen?“ folgt Kreisarchivar Wolfgang Sannwald über den Jüdischen Friedhof Wankheim und von dort aus in die Archive, zu Spuren von Ilse Bloch, geborene Löwenstein und ihren Vorfahren. Er trägt den Titel „Wer hat Heimat hier? Fünf Generationen und der Jüdische Friedhof Wankheim“. Zur Premiere sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Montag, 4. September, 17 Uhr,
im Kino Museum, Am Stadtgraben 2.
Der Eintritt ist frei. Dagmar Waizenegger, die Leiterin des Fachbereichs Kunst und Kultur, begrüßt die Gäste. Nach der Premiere kann man den Film auch online sehen: Unter www.tuebingen.de/kennen-sie-tuebingen sowie auf dem städtischen YouTube-Kanal.
Der Jüdische Friedhof Wankheim wurde von der israelitischen Gemeinde des Ortes angelegt. Sie hatte sich vor rund 250 Jahren in dem heutigen Ortsteil der Gemeinde Kusterdingen niedergelassen und das Gelände am Waldrand an der Markungsgrenze zu Tübingen für den Bestattungsplatz zunächst gepachtet, dann 1847 erworben. Als die Gemeinde im 19. Jahrhundert ihren Sitz von Wankheim nach Tübingen verlegte, blieb der Friedhof in Funktion. Gemeindemitglieder aus Wankheim, Tübingen und Reutlingen wurden weiterhin dort bestattet.
Der Film folgt den Grabsteinen von Vorfahren der Tübingerin Ilse Boch, geborene Löwenstein. Drei Generationen ihrer Ahnen haben Gräber auf dem jüdischen Friedhof. Deren Entstehungszeit reicht zurück bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts und die Anfänge des Friedhofs. Ilse Bloch und ihre Mutter Sofie Löwenstein wurden 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Für Millionen von Mordopfern der Gaskammern, deren Leichen anschließend in den Krematorien der Vernichtungslager verbrannt wurden, gibt es keine Gräber. Dem Shoah-Überlebenden Viktor Marx aus Tübingen war es wichtig, insgesamt 14 hiesigen Opfern des Massenmords noch 1946 einen Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof Wankheim zu setzen.