Buchpräsentation „Ein jüdischer Schwabe, seine Familie und seine Erinnerungen“
Pressemitteilung vom 16.10.2023
Robert Hirsch (1857-1939), in Tübingen geboren und aufgewachsen, erlebte den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland. Der in Kürze erscheinende Band „Ein jüdischer Schwabe, seine Familie und seine Erinnerungen“ trägt Hirschs Erfahrungen zusammen. Zur Buchpräsentation sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Dienstag, 24. Oktober 2023, 20 Uhr,
im Rathaus am Markt, 1. Stock, Ratssaal.
Zur Begrüßung spricht Oberbürgermeister Boris Palmer. Der Herausgeber, Prof. Dr. Wilfried Setzler, stellt den Band vor. Im Anschluss gibt es Gelegenheit zum Gespräch bei Wein und Brezeln.
Robert Hirsch kam als jüngster von 14 Brüdern in Tübingen zur Welt, wo sich sein aus Wankheim stammender Vater 1850 das Bürgerrecht erstritten hatte. Er wuchs in der Universitätsstadt auf, besuchte das Gymnasium und studierte hier Jura. Wie später sein ältester Sohn war er Mitglied der Tübinger Studentenverbindung Ghibellinia. Da ihm der württembergische Staat wegen seiner „jüdischen Konfession“ eine Anstellung als Amtsrichter verweigerte, wurde er schließlich Rechtsanwalt in Ulm, wo er sich dann unter anderem als Vorsteher der jüdischen Gemeinde engagierte. Seinen Lebensabend verbrachte er bei der Familie seiner Tochter in Stuttgart, wo er zwischen 1934 und 1937 seine „Lebenserinnerungen“ niederschrieb. Diese widmen sich vor allem der Tübinger Zeit und der großen weitverzweigten Familie, zu der auch der Jurist Fritz Bauer gehörte.
Der Historiker und Germanist Prof. Dr. Wilfried Setzler, ehemaliger langjähriger Leiter des Tübinger Kulturamtes sowie Forscher und Professor an der Tübinger Universität, hat Hirschs Erinnerungen nun zugänglich gemacht: Er hat sie erstmalig vollständig veröffentlicht, ausführlich kommentiert und in den Kontext der württembergischen und deutschen Geschichte eingeordnet. Außerdem hat er sie durch zahlreiche Abbildungen und weitere Lebenszeugnisse ergänzt. Die Texte vermitteln anschaulich das Verhältnis zwischen christlichen und jüdischen Bürger_innen, die Assimilierung und Akkulturation einer Minderheit, die Diskriminierung in der Mehrheitsgesellschaft und den zunehmenden Antisemitismus.
Der Band erscheint in der Reihe „Beiträge zur Tübinger Geschichte“, die der städtische Fachbereich Kunst und Kultur herausgibt. Das Buch hat 312 Seiten und ist für 26,80 Euro im Buchhandel erhältlich.