Spenden der GdF-Knapp Stiftung für den Stadtfriedhof
Pressemitteilung vom 02.11.2023
Durch regelmäßige Spenden der GdF-Knapp Stiftung können die Kommunalen Servicebetriebe, Bereich Friedhofswesen, städtische Pflegegräber auf dem Stadtfriedhof wieder Stück für Stück neu herrichten lassen. So erinnert ein Grabstein seit kurzem an den Weingärtner Zacharias Krauß (1876-1948), der auch als „Tübinger Original“ bezeichnet wurde. Der Grabstein wurde neu beschriftet und steht jetzt dauerhaft an Ort und Stelle seines ehemaligen Grabes – im Übergangsbereich des Grabfelds D zu E, nahe des Hauptwegs. Im Dezember jährt sich sein 75. Todestag.
Zacharias Kraus betrieb in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Besenwirtschaft im Mordiogäßle. In den Wintermonaten räumte er seine gute Stube und sein Schlafzimmer für die Gäste frei und nannte diese humorvoll „Silcher- und Uhlandsaal“, wie die oberen Säle im Museum. Auf einem in der Gasse aufgestellten Schild warb er mit dem Spruch „Seinen Wein schenkt aus Zacharias Krauß“. Der Spruch steht nun auch auf dem Grabstein. Krauß war viele Jahre als Vertreter der Volkspartei Mitglied des Tübinger Gemeinderats und übte viele Ehrenämter aus. Bei seiner Hochzeit erhielt er als jüngstes von fünf Kindern 10.000 Mark Bargeld, ein zwölf Hektar großes Grundstück und zwölf Vieh. Krauß wurde auch als ein „Gôg der Unterstadt“ bezeichnet. Gôgen waren die in der Tübinger Unterstadt ansässigen Weingärtner, die vor allem durch die derben Gôgen-Witze bekannt wurden.
„Der Stadtfriedhof erzählt durch seine vielen Kulturdenkmale und Persönlichkeiten eine vielfältige, fast 200-jährige Stadtgeschichte. Die Spenden ermöglichen es, den Stadtfriedhof für die vielen Besucher_innen ansprechend und interessant zu gestalten. Dafür ein herzliches Dankeschön an die GdF-Knapp Stiftung“, sagt Baubürgermeister Cord Soehlke.
Aktuell wird durch die Spenden eine Zusatzgrabplatte für die Grabstätte Wittlinger in Grabfeld K auf dem Stadtfriedhof hergerichtet, der bisherige Grabstein in Stand gesetzt und die Schrift neu gefasst. Der pensionierte Oberlehrer Ludwig Wittlinger und seine Tochter, die Zahnärztin Dr. Dora Wittlinger, sind beide bei einem Fliegerangriff auf Tübingen am 17. April 1945 in ihrem Haus in der Bismarckstraße 16 ums Leben gekommen. Sie wurden im Familiengrab auf dem Stadtfriedhof bei der Vorverstorbenen Ehefrau und Mutter Mathilde Wittlinger begraben – und nicht, wie zum Beispiel die Luftkriegsopfer aus der Schaffhausenstraße, auf dem Bergfriedhof bei der Waldkapelle und den anderen Soldatengräbern aus dem II. Weltkrieg. Die Grabstätte wurde am Samstag, 28. Oktober 2023, beim Arbeitseinsatz mit dem Schwäbischen Heimatbund erstmals neu bepflanzt.
Außerdem ermöglichten die Mittel der GdF-Knapp Stiftung, unter anderem die Gräber von Pauline Krone, Oberbürgermeister Hermann Hausser, Prof. für Archäologie Ludwig von Schwabe, Theologe Tobias von Beck und Eleonore Rooschüz, Großmutter von Ottilie Wildermuth, neu herzurichten und zu ergänzen.
Die GdF-Knapp Stiftung, eine gemeinnützige Familienstiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, unterstützt seit 2018 den Tübinger Stadtfriedhof und dessen städtische Pflegegräber mit einer jährlichen Spende von 5.000 Euro. Der Stifter Dr. Wolfgang Knapp ist in Tübingen aufgewachsen und kennt den Stadtfriedhof aus seiner Jugendzeit. Somit hat er einen starken emotionalen Bezug zu Tübingen und dem historischen Stadtfriedhof von 1829 – welcher im Jahr 2002 unter Denkmalschutzauflagen als Bestattungsplatz hauptsächlich für Urnenbeisetzungen wiedereröffnet wurde. Bei einer Friedhofsbegehung mit dem Bereichsleiter der Tübinger Friedhöfe, Bernd Walter, fasste Dr. Wolfgang Knapp den Entschluss, den Stadtfriedhof mit einer jährlichen Spende zu fördern.