Induktive Höranlagen: Auftaktveranstaltung der Aktionstage am 19. März
Pressemitteilung vom 12.03.2024
Wer nicht gut hört, tut sich oft schwer, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. In Veranstaltungsräumen helfen Lautsprecher wenig, denn sie verzerren die Sprache und erzeugen Nachhall. Betroffene verstehen selbst mit modernsten Hörgeräten gesprochene Worte kaum. Hier hilft der Einbau einer sogenannten induktiven Höranlage.
Die Anlagen bekannter zu machen, ihren Ausbau voranzutreiben und Betroffene zu ermutigen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ist Ziel der Aktionstage induktive Höranlagen 2024. Zur Eröffnung mit Vortrag sind alle Interessierten herzlich eingeladen
am Dienstag, 19. März 2024, 17 Uhr,
im Museum, Obere Säle, Wilhelmstraße 3.
Prof. Dr. med. Hans-Peter Zenner, Ärztlicher Direktor Emeritus der Universitäts-HNO-Klinik Tübingen und Schirmherr der Aktionstage spricht ein Grußwort. Anschließend hält die Psychologin Larissa Rathgeb einen Vortrag mit dem Titel „DazugeHÖREN ?! – Zu den seelischen Folgen von Schwerhörigkeit und einem gelingenden Umgang damit.“ Mit einer Hörminderung wird der Alltag zum Kraftakt. Die seelische Belastung wird dabei oft unterschätzt. Im Vortrag werden Strategien vermittelt sowie Angebote und Hilfsmittel vorgestellt, die dabei helfen können, trotz nachlassender Hörfähigkeit entspannt am Leben teilzuhaben. Rathgeb hat in zwei verschiedenen Rehakliniken mit schwerhörigen Menschen mit Cochlea-Implantat gearbeitet. Sie ist selbst von Geburt an schwerhörig. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei und verfügt über eine induktive Höranlage.
Mit den Ursachen und Therapien von Schwerhörigkeit sowie dem Erhalt der Teilhabe beschäftigt sich Dr. Anke Tropitzsch am 11. April in ihrem Vortrag im Hörsaal HNO in der Elfriede-Aulhorn-Straße 5. Am 21. April improvisieren im LTT-Theatersport zwei Schauspiel-Mannschaften um die Wette und am 16. Mai findet im Kino Museum eine Premiere statt. Erstmals zeigt das Kino einen Film mit induktiver Höranlage. Unter dem Motto „In 15 Minuten kurz erklärt: Gut hören und verstehen mit induktiven Höranlagen“ ergänzen zahlreiche Pop-Up-Veranstaltungen das Programm.
„Statistisch gesehen ist jede 5. Person schwerhörig, von leicht über mittel bis fast taub“, erklärt Uwe Seid, Beauftragter für Inklusion bei der Universitätsstadt Tübingen. Auf die Einwohnerzahl Tübingens bezogen sind das über 17.000 Personen. „Bereits bei leichter bis mittelgradiger Schwerhörigkeit geht die Fähigkeit, trotz Umgebungs- und Störgeräuschen wichtige Signale wie die Sprache zu verstehen, häufig verloren. Als Folge ziehen sich viele Menschen zurück. Die Universitätsstadt Tübingen möchte ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stärken“, sagt Seid.
Eine induktive Höranlage besteht, vereinfacht ausgedrückt, aus einer Ringschleife. Der dünne Draht ist in der Regel raumumfassend im Fußboden oder an der Wand angebracht. Ein spezieller Induktions-Stromverstärker verstärkt das Mikrofonsignal und speist es in die Ringschleife ein. Dadurch baut sich im Inneren dieser Schleife ein Magnetfeld auf und in der Telefonspule des Hörgerätes wird eine Spannung „induziert“. Auf jedem Platz innerhalb der verlegten Ringschleife versteht man über die T- oder MT-Einstellung das ins Mikrofon gesprochene Wort klar und deutlich über das Hörgerät oder das Cochlea-Implantat.
Die Universitätsstadt Tübingen veranstaltet die Aktionstage in Kooperation mit der Cochlea-Implantat Selbsthilfegruppe, dem FORUM INKLUSION, der Hirsch-Begegnungsstätte, dem Nonnenmacherhaus, dem Ohr-Club Reutlingen-Tübingen-Steinlachtal, dem Stadtseniorenrat Tübingen e.V. und der Volkshochschule Tübingen. Die Aktionstage sind eine Maßnahme aus dem „Aktionsplan Tübingen inklusiv und barrierefrei“.