Sozialstruktur
WHO ist bunt, lebendig und vielfältig: Hier trifft man auf Familien, Ältere, Studierende, Menschen aus den verschiedensten Kulturen – insgesamt leben auf WHO 5.966 Personen, die sich auf 3.371 Haushalte verteilen (Stand 31.Dezember 2022). Doch was ist an der Bevölkerungsstruktur besonders auffällig? Die Sozialdaten für Waldhäuser-Ost liefern Einblicke.
Drei Quartiere
In der städtischen Sozialberichterstattung setzt sich WHO aus drei Teilgebieten zusammen: Dem Quartier „WHO-Zentrum“ mit 2.796 Bewohner_innen, dem Bereich „WHO-Ring“ (inkl. Waldhausen, 1.233 Personen) und dem „Studierendendorf“ im Süden. Letzteres unterscheidet sich mit seinen 1.937 Bewohner_innen strukturell stark von den beiden anderen Quartieren: Neun von zehn Einwohner_innen sind zwischen 18 und 30 Jahren alt. Fast jede(r) zweite hat einen ausländischen Pass (45 Prozent). Das Studierendendorf weist zudem die höchste Fluktuation aller Tübinger Quartiere auf: Pro Jahr ziehen etwa 1.000 Personen zu- und weg und das bei gerade einmal rund 1.900 Einwohner_innen. Das Quartier ist bezogen auf seine Bevölkerungsstruktur eine Art „Insel“ auf WHO und wird in den folgenden Auswertungen daher ausgeklammert, betrachtet werden die Quartiere WHO-Ring und -Zentrum.
Altersstruktur
Ältere Menschen
Aktuell ist mehr als ein Viertel der Bewohner_innen dieser beiden Quartiere mindestens 65 Jahre alt. WHO-Ring und WHO-Zentrum zählen damit zu den „Seniorenhochburgen“ Tübingens: von insgesamt 55 Quartieren im Tübinger Stadtgebiet erreicht nur eine Handvoll derart hohe Werte, in WHO-Ring liegt der Anteil mit 29 Prozent sogar stadtweit am höchsten. Viele der älteren Menschen leben bereits seit dem Erstbezug in den 1970er-Jahren hier. Auch bei den über 85-Jährigen übertrifft WHO den städtischen Durchschnitt deutlich. Die Pflegeangebote vor Ort weiterzuentwickeln zählt daher zu den zentralen sozialplanerischen Aufgaben.
Jüngere und Familien
In der gesamten Tübinger Nordstadt ist aufgrund der Altersstruktur in den nächsten Jahrzehnten nach und nach ein Generationenwechsel zu erwarten: Ältere Menschen sterben, junge Familien ziehen in freiwerdende Wohnungen und Häuser nach, wodurch sich der Sozialraum verjüngen wird. Heute haben in den Quartieren WHO-Ring und -Zentrum etwa 630 Kinder und Jugendliche ihr Zuhause. Somit sind 15,6 Prozent der Einwohner_innen unter 18 Jahre alt, der Anteil liegt minimal über dem Tübinger Durchschnitt. Auffällig ist die relativ hohe Zahl Alleinerziehender: In mehr als 100 der etwa 360 Familien-Haushalte lebt nur ein Elternteil (auf WHO in 30 Prozent der Familien-Haushalte, Tübingen insgesamt: 21 Prozent).
Soziale Lage und Transferleistungen
Auf WHO müssen viele Menschen mit relativ wenig Geld auskommen – darauf weisen alle Indikatoren zur sozialen Lage hin. Vergleichsweise häufig beziehen sie z.B. Wohngeld oder Leistungen nach SGB II oder XII (Arbeitslosengeld 2, Grundsicherung im Alter, Hilfe zum Lebensunterhalt).
Besonderes Augenmerk sollte bei der Prävention und Bekämpfung von Kinderarmut liegen, wie die Daten zur Nutzung der KreisBonusCard (KBC) zeigen: Während in Tübingen etwas mehr als 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine KBC besitzen, sind es im Gebiet WHO-Zentrum fast 30 Prozent, in WHO-Ring 16 Prozent (Stand 31. Dezember 2021). Die Werte im Zentrum des Sozialraums liegen also deutlich höher, das Gefälle zwischen WHO-Zentrum und WHO-Ring ist beim Bezug anderer Transferleistungen ebenfalls erkennbar.
Migration und Flucht
Auch im Hinblick auf die Migrationsgeschichte unterscheiden sich die Quartiere. Während im Zentrum mehr als jede(r) zweite Einwohner_in eine Migrationsbiografie aufweist, liegen die Anteile im Bereich WHO-Ring nur bei 28 Prozent und damit sogar unter dem städtischen Durchschnitt.
Über beide Quartiere hinweg wurden Ende 2021 insgesamt rund 110 Geflüchtete in Anschlussunterbringung oder privater Unterkunft von der städtischen Fachabteilung „Hilfen für Geflüchtete“ betreut. Im Jahr 2022 sind zudem knapp 30 Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft in die beiden Quartiere zugezogen.
Bevölkerungsentwicklung
Tübingen verzeichnete von 2017 bis 2022 ein Bevölkerungswachstum von 3,6 Prozent. Die Einwohnerzahl von WHO war hingegen in diesem Zeitraum rückläufig (-3,8 Prozent), vor allem im Gebiet WHO-Ring (-7,8 Prozent). Nach Daten der städtischen Statistikstelle ist die Zahl der Einwohner_innen auf WHO seit 1993 sogar um über 15 Prozent gesunken.
Fazit
Im Vergleich der Tübinger Sozialräume und Quartiere sticht WHO an einigen Stellen heraus: Beim Anteil der Älteren, den Menschen mit Migrationsgeschichte und beim Bezug von Transferleistungen. Auch zwischen WHO-Ring und -Zentrum sind Unterschiede feststellbar. Durch das Projekt Soziale Stadt und durch den langsam voranschreitenden Generationenwechsel ist mittelfristig viel Veränderung zu erwarten.
Weitere Informationen
Daten zu WHO und zu anderen Tübinger Quartieren finden Sie auch im Sozialbericht.