Quartier 2020
Das Landesprogramm Baden-Württemberg Quartier 2030 (früher 2020) bietet Kommunen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Quartiersentwicklung an. Im Jahr 2019 erhielt die Fachabteilung Sozialplanung und Entwicklung den Zuschlag für das Projekt auf WHO: „Tür an Tür – gemeinsam und gut versorgt alt werden. Ziel war es, Zukunftsentwürfe für eine „sorgende Gemeinde“ zu entwickeln. Bevor jedoch soziale und bauliche Maßnahmen vorbereitet und umgesetzt werden können, war ein vertiefender Dialog notwendig. „Wie wollen wir im Alter leben? Welche Wohnformen sind denkbar?“ „Was braucht es, damit ältere Menschen möglichst lange zu Hause bzw. im Stadtteil wohnen bleiben können?“. Diese Fragen wurden im Projekt „Tür an Tür“ aufgegriffen, Bedarfe konkretisiert und Ideen entwickelt, die später in die Maßnahmen im Rahmen der Städtebauförderung einfließen sollten.
Ein besonderes Anliegen war es, in diesem Projekt Menschen aus verschiedenen Milieus anzusprechen, die es nicht gewohnt sind, sich in Arbeitsgruppen einzubringen. Um diesem Ziel näherzukommen, wurden bewusst Formate der Bürgerbeteiligung gewählt, die jedem und jeder Teilhabe und Teilgabe ermöglichte.
Kernstück des Projektes waren Tisch- und Platzgespräche. Mit Pedelec und Fahrradanhänger, in dem Tische, Sitzgelegenheiten, Getränke und Snacks verstaut waren, suchte die Stadtteilsozialarbeiterin an verschiedenen Orten im Stadtteil das Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern. Auf diese Weise kommt man sehr niederschwellig mit Interessierten ins Gespräch.
Mit Vorträgen und Exkursionen wurde über unterschiedliche Wohnkonzepte informiert. In zwei innovativen Werkstätten und einem Stadtteilgespräch erarbeiteten die Beteiligten viele Ideen für ein Wohnen im Alter in ihrem Quartier.
Das Projekt endete nach einem Jahr. Die Ergebnisse sollten in den beginnenden Stadtteilentwicklungsprozess Soziale Stadt WHO und auch in die Sozialplanung einfließen.
Pflegekonzept übernimmt Ansätze
Das Pflegekonzept für WHO berücksichtigt Ansätze aus diesem Projekt. Zum Beispiel fließt bei der Konzeption und dem Standort eines Pflegeheimes die Anregungen der Teilnehmenden mit ein. Neben den klassischen Pflegezimmern sind auch innovative Ansätze für Wohnen in Gemeinschaft geplant und flexiblere Raumaufteilungen berücksichtigt. Ebenso soll eine Dienstleistungsinfrastruktur im Haus Bewohnerinnen und Bewohnern und der Nachbarschaft zu Gute kommen.
Gewünscht wurde auch eine stärkere Versorgungsstruktur für Menschen, die zuhause wohnen bleiben wollen. Bereits während der Coronazeit entstand aus der Not heraus ein Hilfeangebot mit Bring- und Lieferdiensten, das nun mit einem sozialpädagogischen Ansatz weiter ausgebaut wird. Die Taschengeldbörse „Kleine Hilfen im Quartier“ von kit jugendhilfe vermittelt jugendliche Einsatzkräfte in Haushalte z.B. für einfache Gartenarbeiten, Einkaufen, Bücherbringdienste oder Hilfe bei kleinen Haushaltsentrümpelungen. Der Stadtteiltreff WHO übernimmt auf Anfrage ebenfalls ehrenamtlich Lieferdienste.
Das Soziale im Quartier zu stärken, Nachbarschaften miteinander in Kontakt zu bringen, milieu- und generationenübergreifende Angebote zu entwickeln bleibt eine Daueraufgabe, die „Sorgegemeinschaft WHO“ ist das Ziel. Das Projekt „Tür an Tür“ bietet auch für die Zukunft noch einige Anregungen dazu.