Herausforderungen und Kriterien
Ein transparenter Entscheidungsprozess unterstützt die erfolgreiche Innenentwicklung in Tübingen. Bedenken und Ängste der Nachbarschaft, wie die Furcht vor zu dichter Bebauung, zunehmendem Verkehr oder dem Verlust von Frei- und Naturräumen, werden ernst genommen und berücksichtigt.
Die Stadtverwaltung hat unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern Beurteilungskriterien entwickelt, um Vor- und Nachteile bei Vorhaben der Innenentwicklung aufzuzeigen, sowie um eine sachliche und objektive Diskussion zu ermöglichen. Ziel ist eine Qualitätsverbesserung nicht nur beim Vorhaben, sondern auch für die Umgebung.
Es gibt keine Gewichtung innerhalb der Kriterien. Die Beurteilungskriterien sind keine Formel, aus denen sich eine Entscheidung ableiten lässt, sondern sie sind Teil des Abwägungsprozesses. In diesen spielen natürlich auch immer andere Aspekte, wie Eigentumsverhältnisse und wirtschaftliche Notwendigkeiten, eine Rolle. Die Beurteilungskriterien sollen bei größeren oder sensiblen Vorhaben angewandt werden. Die Entscheidung trifft abschließend der Gemeinderat.
Grundlagen einer erfolgreichen Innenentwicklung
- Anwendung der Beurteilungskriterien
- Frühestmögliche Beteiligung und Einbeziehung der betroffenen bzw. interessierten Bürgerinnen und Bürger
- Prüfung von Planungsalternativen durch Wettbewerbe oder Mehrfachbeauftragungen
Beurteilungskriterien
1. Natur und Umwelt
- Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf Natur und Umwelt?
- Welche Maßnahmen zur Verringerung von negativen Auswirkungen sind geplant?
2. Freiräume/ Öffentlicher Raum
- Sind grüne Freiräume (öffentliche und private) im und am Quartier/ Stadtteil vorhanden und erscheinen diese ausreichend groß?
- Sind diese Freiräume zugänglich und nutzbar oder können ihre Zugänglichkeit und ihre Nutzung verbessert werden?
- Wie können diese Freiräume bzw. kann der öffentliche Raum aufgewertet und für die Nutzung durch verschiedene Altersgruppen gestaltet werden?
3. Nachbarschaft
- Welche negativen Auswirkungen gibt es auf die Nachbarschaft?
- Können diese negativen Auswirkungen minimiert oder verhindert werden?
- Wie wurde insbesondere der Gesundheitsschutz/ Schutz vor schädlichen Immissionen im Vorhaben berücksichtigt?
4. Städtebauliche Ziele
- Kann durch das Vorhaben das Ziel der kleinteiligen Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Freizeit erreicht werden?
- Werden Möglichkeiten für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben geschaffen?
- Kann durch das Vorhaben das Ziel der Mischung der Altersgruppen erreicht werden?
- Kann durch das Vorhaben das Ziel der sozialen Mischung erreicht werden?
- Können private Infrastrukturen (z. B. Nahversorgung) gestützt oder ausgebaut werden?
5. Baukultur
- Wie verändert sich das Gesamtbild der Stadt?
- Fügt sich das Vorhaben in die gewachsenen Strukturen ein und wird auf die gewachsene Identität des Ortes Rücksicht genommen?
6. Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf die verkehrliche Situation?
7. Steht das Vorhaben in einem räumlichen Wirkungszusammenhang mit anderen Vorhaben der Innenentwicklung?
8. Gesamtbeurteilung und Beschreibung der Wechselwirkung der einzelnen Beurteilungskriterien untereinander