Biografie von Johannes Stöffler
Johannes Stöffler wurde am 10. Dezember 1452 in Justingen oder Blaubeuren geboren. Er entstammte vermutlich einem Adelsgeschlecht und erhielt seine höhere Schulbildung in der Klosterschule Blaubeuren. Mit 20 Jahren wechselte er als Student nach Ingolstadt, wo er Mathematik und Astronomie studierte. Daneben erlernte er Latein, Griechisch, Hebräisch und Arabisch.
1477 übernahm Stöffler die Pfarrei Justingen, wo er sich neben seiner Tätigkeit als Pfarrer verstärkt mit Astronomie und Astrologie beschäftigte. Daraus resultierten unter anderem drei Himmelsgloben, die in Denkendorf, Worms und Konstanz ihre Heimat fanden. Neben diesen Globen und anderen astronomischen und mathematisch-physikalischen Instrumenten fertigte Stöffler in seiner Werkstatt (der "Officin") mindestens zwei Großuhrwerke beziehungsweise Turmuhren. Die eine ist die Tübinger Uhr (von 1511), die andere baute er 1496 für Bischof Daniel in Konstanz.
Auch seine theoretischen Abhandlungen und seine praktischen Versuche hinterließen ihren Eindruck auf prominente Nachfolger, unter anderem Wilhelm Schickard (1592-1635).
1507 besuchte Stöffler erstmals Tübingen, auf besonderen Wunsch von Herzog Ulrich. Er sollte den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mathematik und Astronomie übernehmen. Nach einer Bedenkzeit und einer Bürgschaftszusage vom Herzog nahm Johannes Stöffler den Lehrstuhl 1511 an. Er war wohl damals einer der berühmtesten Lehrer an der Universität Tübingen. Zu seinen Schülern zählte unter anderem Philipp Melanchthon.
Stets gefördert durch Herzog Ulrich, geriet der Tübinger Astronom im Jahr 1519 in große Schwierigkeiten, als sein Gönner vom Schwäbischen Bund aus dem Land vertrieben wurde. Mit dem neuen Herrscher – König Ferdinand von Habsburg – musste Stöffler in der Folge jahrelang um sein Auskommen streiten.
Von 1522 bis 1530 bewohnte er das Gebäude Kronenstraße 11 (heute Café Ranitzky), von wo er sein Werk, die Astronomische Uhr, immer im Blick hatte. Nach dem Ausbruch der Pest in Württemberg wurde die Universität Tübingen in verschiedene Landstädte verlegt. Johannes Stöffler zog mit einem Teil der philosophischen Fakultät nach Blaubeuren. So kehrte er also mit 78 Jahren in die Stadt seiner Jugend zurück, wo er am 16. Februar 1531 an der Pest starb. Beigesetzt wurde Stöffler in der Stiftskirche in Tübingen.