Rathaus
Station im Stadtrundgang: Auf den Spuren des Tübinger Vertrags
Das 1435 erbaute Rathaus war das „Hauptquartier" der städtischen Landtagsabgeordneten, die sich 1514 in Tübingen trafen. Wahrscheinlich fanden ihre Versammlungen im 1495 aufgestockten dritten Obergeschoss statt, in dem sich ein großer Saal befindet.
Grausame Strafen
Nach dem Zusammenbruch des Bauernaufstandes im August 1514 wurden 14 Aufrührer nach Tübingen überführt und auf dem Rathaus zu grausamen Strafen verurteilt. So wurde ihnen zum Beispiel mit einem glühenden Eisen ein Hirschhorn, das Wappen des Landesherrn, auf die Stirn gebrannt. Dadurch sollte ein abschreckendes Exempel statuiert werden.
Das Hofgericht
Am 18. August 1514 verlegte Herzog Ulrich von Württemberg sein Hofgericht für dauernd in den Saal des dritten Obergeschosses. Es war der Dank des Herzogs für die treue Haltung Tübingens, das ihn bei der Niederschlagung des „Armen Konrad" unterstützt hatte. Das württembergische Hofgericht war fast 300 Jahre lang ein einträgliches Privileg für die Stadt. Denn die streitenden Parteien waren oft wochenlang genötigt, sich während der Sitzungsperioden des Gerichts im Wirtshaus einzuquartieren. 1876 wurde die Fassade des Tübinger Rathauses mit einem Sgraffito-Putz neu gestaltet (Entwurf von Konrad Dollinger, Stuttgart).
Porträts bedeutender Tübinger
Unter den Fenstern des zweiten Obergeschosses wurden sechs Medaillons mit den Porträts bedeutender Tübinger angebracht. Fast alle haben etwas mit dem Tübinger Vertrag zu tun: Konrad Breuning war als Tübinger Vogt und württembergischer Staatsmann maßgeblich an den Verhandlungen um den Tübinger Vertrag beteiligt. Jakob Heinrich Dann (Bürgermeister) und Johann Ludwig Huber (Oberamtmann) verteidigten im 18. Jahrhundert die im Tübinger Vertrag festgelegten landständischen Rechte gegenüber Herzog Carl Eugen. Der Dichter und Politiker Ludwig Uhland berief sich noch im 19. Jahrhundert auf das „alte gute Recht" und meinte damit den Tübinger Vertrag.